Was kleinen Kindern noch sehr lustig erscheint, ist Erwachsenen meist peinlich. Selbst in der Arztpraxis sprechen die Patienten nicht gerne über ihren Stuhlgang, obwohl es sich um eine der natürlichsten Sachen der Welt handelt. Besonders in Industrienationen wie Deutschland haben viele Menschen Probleme beim Absetzen von Stuhl. Woran liegt das?
Häufige Ursachen sind ungesunde Ernährung und eine passive Lebensweise. Der Stuhlgang verrät viel über die Gesundheit eines Menschen. Anhand von Konsistenz, Farbe und Geruch lassen sich Rückschlüsse auf den persönlichen Ernährungsstil und auf möglicherweise vorliegende Erkrankungen ziehen.

Eigenschaften des Stuhls: Was der Arzt wissen möchte


Falsche Scham bringt Sie im Arztgespräch nicht weiter. Um die richtige Diagnose zu finden oder um festzustellen, dass Ihre Verdauung vollkommen in Ordnung ist, benötigt der Mediziner genaue Informationen über die Eigenschaften und Regelmäßigkeit Ihres Stuhlgangs.

Von besonderem Interesse sind folgende Fragen


  • Wie häufig ist Ihr Stuhlgang pro Tag und Woche?
  • Welche Form und Konsistenz hat er?
  • Welche Farbe?
  • Hat er über längere Zeit einen speziellen Geruch?
  • Finden sich Blut oder Schleim im Stuhl?

Auch wenn aktuell keine Verdauungsbeschwerden bestehen, kann nach der Darmentleerung ein gelegentlicher Blick ins Klo nicht schaden, um frühzeitig mögliche Probleme zu erkennen. Ist das bei Ihrem Toilettenbecken nicht möglich, erhalten Sie in der Apotheke Pappeinlagen für Ihre Toilette, die den Stuhl hygienisch auffangen und im Anschluss einfach entsorgt werden können. Dieses Hilfsmittel eignet sich auch zur Gewinnung einer Stuhlprobe, die Ihr Arzt möglicherweise sehen möchte.

Was ist normaler Stuhl?


Der menschliche Stuhl, medizinisch auch Fäzes genannt, ist das Abfallprodukt der Verdauungsprozesse. Sein Hauptbestandteil mit circa 75 Prozent ist Wasser. Zusätzlich enthält Stuhl unverdaute Nahrungsreste, abgeschilferte Darmschleimhaut, Darmsekrete, Darmbakterien und Gallenfarbstoffe. Die typische braune Farbe des Stuhls entsteht durch den Abbau von Gallensekreten im Darm. Eine Ausnahme ist der Stuhl von ausschließlich mit Muttermilch ernährten Neugeborenen und Säuglingen. Hier ist die Farbe eher senfgelb.

Normaler Stuhl ist geformt, dabei aber weich und geschmeidig. Enthält die Nahrung mehr Flüssigkeit und weniger Ballaststoffe, ist die Konsistenz des Stuhls zunehmend weicher. Überwiegen die Ballaststoffe, wird der Stuhl fester. Ein gesunder Mensch produziert bis zu 300 Gramm Stuhl am Tag. Ein Vegetarier nimmt viele Ballaststoffe zu sich und kann daher ein etwas höheres Stuhlvolumen haben. Finden Sie gelegentlich etwas Schleim auf dem Stuhl oder Teile unverdauter Nahrung dazwischen, ist dies kein Grund zur Besorgnis. Der Darm produziert Schleim, um dem Nahrungsbrei den Weg durch den Darm zu erleichtern.

Was die Stuhlfarbe über die Ernährung verrät

Der Braunton Ihres Stuhls kann von Tag zu Tag variieren. Einen besonderen Einfluss auf die Farbe nimmt die Zusammensetzung Ihrer Ernährung. Essen Sie viel Fleisch, färbt sich der Stuhl dunkelbraun. Der Verzehr von dunklen Schokoladenkeksen kann einen schwarzen Stuhl zur Folge haben, der nahezu an Teerstuhl erinnert. Natürliche Farbstoffe, die zum Beispiel in der Roten Beete, Karotten oder Spinat vorkommen, können auch den Stuhl auffällig färben. Erschrecken Sie sich also nicht, wenn Ihnen grelle Farben aus der Toilette entgegenleuchten, sondern überlegen erstmal, was Sie in den letzten 24 Stunden gegessen haben.

Medikamente und ihr Einfluss auf den Stuhl

Auch chemische Wirkstoffe können die Farbe und die Konsistenz des Stuhls verändern. Nehmen Sie zum Beispiel eisen- oder kohlehaltige Medikamente ein, wird Ihr Stuhl deutlich fester und nimmt eine dunkelbraune bis schwarze Färbung an. Antibiotika lockern den Stuhl häufig auf und können ihn gelb bis grünlich färben. Erhalten Sie Kontrastmittel für eine radiologische Untersuchung, kann das Ergebnis ein deutlich hellerer Stuhlgang sein als Sie es gewohnt sind.

Wann ein auffälliger Stuhl zum Arztbesuch führen sollte

Verändert sich Ihr Stuhl auffällig über mehrere Tage, ohne dass Sie einen Grund dafür in Ihrer Ernährung ausmachen können, kann ein Besuch beim Arzt helfen. Beobachten Sie Begleitsymptome wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen oder Bauchschmerzen, ist es besonders wichtig, möglichst zeitnah herauszufinden, was in Ihrem Körper vor sich geht.

Veränderung der Stuhlfarbe: Ursachen


Schwarzer Stuhlgang / Blut im Stuhl

Blutungen im Gastrointestinaltrakt äußern sich auf verschiedene Weise, je nachdem woher das Blut kommt. Befindet sich die Blutungsquelle in der Speiseröhre, dem Magen oder dem Zwölffingerdarm, wird das Blut auf dem Weg durch den Darm bereits verdaut und erscheint als schwarze Verfärbung im Stuhl. Mediziner sprechen von Teerstuhl. Stammt das Blut hingegen aus den unteren Darmabschnitten, liegt es dem Stuhl eher auf oder durchsetzt ihn. Sie erkennen das Blut noch als solches und bemerken eventuell weitere Symptome von Hämorrhoiden wie Jucken am After oder Schmerzen beim Stuhlgang. Es können aber auch kleinere Verletzungen im Enddarmbereich vorliegen, die zum Beispiel aufgrund von hartem Stuhlgang entstanden sind.

Heller Stuhlgang

Hat der Stuhl eine helle Lehmfarbe, erreicht der natürliche Farbstoff aus der Galle den Darm nicht mehr. Erkrankungen der Leber oder des Gallengangsystems können dafür verantwortlich sein. Auch die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) sollte untersucht werden, um die Ursache für die auffällige Farbe des Stuhls zu finden.

Grüner Stuhlgang

Bakterien wie Salmonellen können starke Durchfälle mit einer deutlichen Grünfärbung des Stuhls verursachen.

Gelber Stuhlgang oder Fettstuhl

Sieht der Stuhl gelblich glänzend aus, klebt und schmiert, liegt eventuell eine Störung der Fettverdauung vor. Gallensteine oder eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse sind am ehesten für dieses Symptom verantwortlich. Möglicherweise liegt aber auch eine Glutenunverträglichkeit vor.

Übel riechender Stuhlgang

Sobald die erste Nahrung nach der Muttermilch eingeführt wird, beginnt der Stuhl eines Menschen zu riechen. Abhängig von der Nahrung variiert die Intensität und Art des Geruchs. Fleisch und Eier bilden deutlich stärkere Aromen als pflanzliche Nahrung. Fällt Ihnen aber über mehrere Tage ein unangenehm fauliger Geruch Ihres Stuhls auf, kann eine Erkrankung dahinter stecken. Ihr Arzt wird Ihre Bauchspeicheldrüse und Ihren Darm genau untersuchen, um zum Beispiel eine Mukoviszidose, eine Zöliakie, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung oder eine akute Infektion zu diagnostizieren.

Veränderung der Stuhlform


Haben Sie einmal am Tag Stuhlgang, hat Ihr Stuhl meist die Form einer Wurst. Menschen mit mehreren Stuhlgängen pro Tag produzieren häufig voneinander getrennte Klumpen. Hat der Stuhl einen großen Durchmesser und ist eher kurz, kann eine Verstopfung dafür verantwortlich sein. Der Stuhl sammelt sich im erweiterten Enddarm, bevor er ausgeschieden wird. Ist der Stuhl dagegen lang und sehr dünn, Ärzte sagen gerne "bleistiftartig", kann eine Engstelle im Dickdarm vorliegen. Es kann sich zum Beispiel um einen großen Polypen, einen Tumor oder um eine Verwachsung handeln.

Extremform Durchfall


Dünner, matschiger bis wässriger Stuhl ist in Deutschland häufig ein Symptom für eine Virusinfektion. So eine Magen-Darm-Grippe bessert sich unter Schonkost und reichlich Flüssigkeitszufuhr meist innerhalb weniger Tage von alleine. Trotzdem besteht die Gefahr der Austrocknung besonders bei kleinen Kindern und älteren Menschen. Da sich zusätzlich Bakterien, Parasiten oder eine Stoffwechselerkrankung hinter dem Durchfall verbergen können, sollten Sie nicht zu lange mit einem Besuch beim Arzt warten.

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Quellen anzeigen
  • Berthold Block, Gastrointestinaltrakt: Leber, Pankreas und biliäres System, Georg Thieme Verlag, 2006
  • Gerd Herold, Innere Medizin, Selbstverlag Köln, 2012
  • Hewitson P, Glasziou PP, Irwig L, Towler B, Watson E. Screening for colorectal cancer using the faecal occult blood test, Hemoccult. Cochrane Database of Systematic Reviews 2007, Issue 1. Art. No.: CD001216. DOI: 10.1002/14651858.CD001216.pub2