Jeder Mensch sollte hin und wieder einen Blick auf seinen Stuhlgang werfen, um eventuelle Warnsignale für ernsthafte Erkrankungen rechtzeitig zu entdecken. Eines dieser Warnsignale kann Blut im Stuhl sein. Blut aus dem Magen-Darm-Trakt kann sich auf verschiedene Weise äußern. Entweder es ist als solches erkennbar mit dem Stuhl vermischt oder ihm aufgelagert, oder es tritt als sogenannter Teerstuhl in Erscheinung. Dann ist der Stuhl schwarz gefärbt und hat eine zähe Konsistenz. Viele verschiedene Ursachen können für Blut im Stuhl verantwortlich sein. Häufig steckt eine harmlose Erkrankung hinter dem Symptom.

Sichtbare Zeichen einer Blutung im Magen-Darm-Trakt


Mediziner teilen sogenannte gastrointestinale Blutungen nach ihrem Entstehungsort ein.

  • Obere gastrointestinale (GI) Blutungen zeigen sich durch das Erbrechen von Blut (Hämatemesis), Teerstuhl (Melaena) oder auch durch eine rote Darmblutung (Hämatochezie).
  • Mittlere und untere GI-Blutungen treten als rote Darmblutung (Hämatochezie) oder als Teerstuhl (Melaena) auf.

Der Teerstuhl, von Ärzten als Melaena bezeichnet, ist auffallend schwarz, klebrig und glänzend. Er tritt auf wenn eine Blutung mindestens 100 bis 200 Milliliter beträgt und die Passage durch den Darm relativ langsam vor sich geht. Die schwarze Farbe kommt durch den Kontakt des Blutes mit Magensäure und durch Bakterien zustande, die das Blut langsam abbauen. Ist die Blutung gestillt, können noch circa fünf Tage lang Teerstühle auftreten.

Sichtbares Blut bei Hämatochezie

Ist das Blut mit dem Stuhl vermischt und deutlich erkennbar, handelt es sich um eine rote Darmblutung oder Hämatochezie. In einigen Fällen tritt das Symptom sogar bei einer Blutung im oberen Magen-Darm-Bereich auf, wenn diese massiv genug ist.

Blutauflagerungen auf dem Stuhl

Stammt das Blut aus dem Analkanal oder der Region um den After, fällt es als hellrot auf den Stuhl aufgelagert oder nur am Toilettenpapier auf.

Unsichtbares Blut (okkultes Blut)

Blutungen sind nicht immer offensichtlich im Stuhlgang zu erkennen. Besonders geringe Mengen an Blut erkennt der Arzt nur mit einem chemischen Test, zum Beispiel dem Hämoccult®.

Ursachen für Blut im Stuhl


Da das Blut aus unterschiedlichen Teilen des Magen-Darm-Trakts stammen kann, sind die möglichen Ursachen sehr vielfältig. Es können auch mehrere Blutungsquellen gleichzeitig bei einem Patienten vorliegen.

Stammt das Blut aus dem oberen Magen-Darm-Trakt, kommen folgende Ursachen infrage

  • ein Magengeschwür
  • eine Entzündung der Magenschleimhaut
  • Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
  • Schleimhauteinrisse in Magen und Speiseröhre nach heftigem Erbrechen (Mallory-Weiss-Syndrom)
  • Magenkrebs
  • Fehlbildungen von Blutgefäßen
  • Blutungen aus dem Gallengang nach Tumoren oder Verletzungen

Stammt das Blut aus dem mittleren Magen-Darm-Trakt, liegt wahrscheinlich eine der folgenden Ursachen vor

  • ein Tumor des Dünndarms
  • ein Morbus Crohn
  • ein Meckel-Divertikel (Fehlbildung im Darmbereich)
  • Fehlbildung von Blutgefäßen im Bereich des Darms

Ursachen aus dem unteren Magen-Darm-Trakt können sein

  • Hämorrhoiden
  • eine Entzündung des Enddarms
  • Tumoren
  • Endometriose (bei Frauen)
  • Nachblutungen nach Darmspiegelungen und Operationen
  • Polypen
  • Colitis ulcerosa
  • Morbus Crohn
  • eine Infektion des Darms mit Bakterien oder Viren
  • Divertikulose
  • Neubildungen von Gefäßen
  • Einrisse der Schleimhaut des Analkanals durch akute oder chronische Verstopfung

Falscher Alarm kommt immer wieder vor

Gelegentlich vermutet ein Patient Blut in seinem Stuhl, es liegen aber äußere Faktoren vor, die einen Teerstuhl oder frisches Blut vortäuschen. Nahrungsergänzungsmittel sowie Medikamente können den Stuhlgang schwarz oder rötlich verfärben. Häufige Beispiele sind medizinische Kohle, Eisenpräparate und Mittel gegen Wurmbefall. Aber auch Lebensmittel wie Lakritze oder Kekse mit sehr dunkler Schokolade verwandeln den Stuhlgang manchmal in vermeintlichen Teerstuhl. Im Labor stehen dem Arzt verschiedene Testverfahren zur Verfügung, die echtes Blut im Stuhl nachweisen können.

Wie der Arzt bei dem Symptom Blut im Stuhl die richtige Diagnose findet


Wer Blut in seinem Stuhlgang sieht oder zumindest den Verdacht hat, an einer Blutung im Magen-Darm-Trakt zu leiden, sollte umgehend seinen Hausarzt oder einen Gastroenterologen aufsuchen. Ist die Blutung sehr stark und bereits von Kreislaufbeschwerden oder zusätzlich von blutigem Erbrechen begleitet, ist es Zeit einen Notarzt zu rufen oder direkt die nächste Notaufnahme eines Krankenhauses anzufahren. Eine Abklärung und wenn nötig Stillung der Blutung hat Priorität.

Auch wenn es sich in vielen Fällen nicht um einen lebensbedrohlichen Notfall handelt, ist die Diagnosefindung und Einleitung einer Therapie wichtig, um einen dauerhaften Blutverlust und eine daraus resultierende Blutarmut (Anämie) zu verhindern. Die ersten wichtigen Hinweise erhält der behandelnde Arzt bereits vom Stuhlgang selber. Je nach Farbe und Konsistenz (Teerstuhl, rotes Blut, aufgelagertes Blut, okkultes Blut) kann der Mediziner die Blutung einer Region des Magen-Darm-Trakts zuordnen. Es folgt das Gespräch mit dem Patienten.

Das Anamnesegespräch
Im folgenden Patientengespräch erfährt der Arzt weitere Details zur Krankengeschichte, zu Medikamenteneinnahmen und aktuellen Beschwerden. Tritt Blut im Stuhl auf, interessiert sich der Mediziner besonders für die Häufigkeit und die Konsistenz des Stuhlgangs. Er fragt nach, ob sich in der letzten Zeit etwas an den Stuhlgewohnheiten geändert hat.

Die körperliche Untersuchung
Es folgt die körperliche Untersuchung, inklusive der Beurteilung der Bauchorgane und einer rektalen Untersuchung, bei der der Mediziner den Enddarm innen mit dem Finger abtastet. Der Arzt sucht nach sichtbaren Verletzungen der Analregion und Hämorrhoiden. Blutdruck und Puls zeigen, ob der Kreislauf des Untersuchten stabil ist oder ob bereits Warnzeichen für einen massiven Blutverlust vorliegen.

Die labormedizinische Diagnostik
Im Labor kann das vermutete Blut im Stuhl auch als solches identifiziert werden. Ein chemischer Test zeigt an, ob sich verstecktes (okkultes) Blut im Stuhl befindet. Dieser Test wird auch bei der Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs eingesetzt. Weitere Stuhluntersuchungen geben Aufschluss über mögliche Infektionen mit Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilzen. In einer Blutprobe stellt der Arzt fest, ob bereits eine Blutarmut vorliegt (Blutbild, Hämoglobinwert) und ob eine Entzündung im Körper vorliegt.

Bildgebende Verfahren
Zusätzlich stehen dem Arzt Untersuchungsverfahren zur Verfügung, die zeigen, was im Inneren des Körpers vor sich geht. Die einfachste Methode ist hier der Ultraschall (Sonographie). Er führt den Mediziner häufig schon auf die richtige Spur. Es folgt bei Bedarf eine Endoskopie des Magens (Gastroskopie), eine Darmspiegelung (Koloskopie) oder eine endoskopische Untersuchung des Enddarms (Rektosigmoidoskopie). Diese Methoden haben den Vorteil, dass der Untersucher eine mögliche Blutungsquelle nicht nur direkt sehen, sondern die Blutung eventuell auch direkt stillen kann. 

Weitere bildgebende Verfahren:

  • Röntgenuntersuchungen
  • eine Szintigraphie (Lokalisation einer aktiven Blutung mittels radioaktiven Stoffen, die sich im Organismus anreichern können und einer Kamera, die die Stoffe aufzeichnet. Das Verfahren ist nur mäßig genau.)

Die Therapie von Blut im Stuhl


Welche Behandlung der Arzt einleitet, wenn er Blut im Stuhl eines Patienten findet, richtet sich immer nach der Ursache der Blutung. Grundsätzlich sollte die Blutung zum Stillstand gebracht werden und nicht erneut auftreten. Lebensbedrohliche Notfälle wie Blutungen aus Krampfadern in der Speiseröhre im Zusammenhang mit Lebererkrankungen oder massiv blutende Magengeschwüre werden direkt endoskopisch oder operativ versorgt.

Erkrankungen wie Hämorrhoiden kann der behandelnde Arzt „ruhiger“ angehen. Zäpfchen und Salben helfen zunächst zur Beruhigung der gereizten Region um den Anus. Später kann sich der Betroffene auch für eine operative Verödung oder Entfernung der Hämorrhoiden entscheiden.

Blutende Darmpolypen kann der Gastroenterologe in einer Darmspiegelung entfernen. Liegt in selteneren Fällen ein Tumor im Darm vor, setzt sich die Therapie meist aus einer Operation, einer Chemotherapie und gegebenenfalls einer Strahlentherapie zusammen.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Daher können bei ihnen im Zusammenhang mit Blut im Stuhl andere Ursachen vorliegen. Hat ein Neugeborenes blutigen Stuhlgang, liegt das häufig daran, dass es im Rahmen der Geburt mütterliches Blut oder blutiges Fruchtwasser geschluckt hat und dieses jetzt ausscheidet. Im Labor kann der Arzt sogenanntes adultes Hämoglobin, also erwachsenen Blutfarbstoff nachweisen. Eine weitere Ursache für Blut im Stuhl bei gestillten Neugeborenen und Säuglingen kann verschlucktes Blut von wunden Brustwarzen der Mutter sein.

Ein Vitamin-K-Mangel kann ebenfalls zu Blutungen bei einem Neugeborenen führen. Zur Vorbeugung empfehlen Kinderärzte in Deutschland daher die Gabe von Vitamin-K-Tropfen nach der Geburt. Angeborene Stoffwechselstörungen und Allergien auf Nahrungseiweiße sind weitere Ursachen für blutige Stühle bei Neugeborenen und Säuglingen.

Kinder werden im Lauf der Zeit mobiler und abenteuerlustiger. Tritt Blut im Stuhl eines Kleinkindes auf, kann es sich um einen Unfall durch Verschlucken von Reinigungsmitteln oder Medikamenten handeln. Eine weitere typische Erkrankung für das Kleinkindalter ist die Invagination. Hier stülpen sich zwei Darmabschnitte ineinander, lösen starke Bauchschmerzen und den Abgang von himbeergeleeartigem blutigem Stuhlgang aus. Eine Invagination ist ein Notfall und sollte sofort von einem Kinderarzt behandelt werden.

Die Schwangerschaft ist eine besondere Zeit, in der sich viele körperliche Funktionen kurzfristig verändern können. Viele Schwangere sehen gelegentlich Blut in ihrem Stuhlgang, da sich durch die ungewohnten Druckverhältnisse im Bauch innere und äußere Hämorrhoiden bilden können. Eine weitere mögliche Ursache für eine leichte Blutung ist die typische Verstopfung in der Schwangerschaft, die durch starkes Pressen und harten Stuhlgang zu Einrissen in der Schleimhaut von Enddarm und Anus führen kann. Tritt der blutige Stuhlgang häufiger auf, sollte zeitnah eine Diagnose erfolgen.

Sie möchten mehr wissen:
Quellen anzeigen
  • Gerd Herold, Innere Medizin, Selbstverlag, Köln 2012
  • Hans-Ulrich Comberg, Allgemeinmedizin: 39 Tabellen, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2004
  • Stephan Illing, Klinikleitfaden Pädiatrie, Urban und Fischer, München 2009