Der Darm ist ein sensibles Organ und aufgrund seiner komplexen Vernetzung mit dem Gehirn anfällig für Störungen. Verstopfung, medizinisch Obstipation genannt, kann akut oder chronisch auftreten und hat viele verschiedene mögliche Ursachen. Neben einer Ernährungsumstellung vertrauen viele Betroffene auf sanfte Abführmittel, die den Körper nicht unnötig belasten. Hier finden Sie alles Wissenswerte über schulmedizinische und naturheilkundliche Medikamente sowie über bewährte Hausmittel, die die Verdauung unterstützen und einen trägen Darm wieder in Schwung bringen können.

Erste Schritte gegen leichte Verstopfung


Eine Verstopfung kann funktionell sein, das heißt, sie hat keine organische Ursache. Ist Ihre Verstopfung funktionell und hat keine schwerwiegende Erkrankung als Grundlage, fangen Sie die Behandlung am besten ganz natürlich an.

Hier helfen zwei einfache Tricks

  1. Bauchmassage: Massieren Sie morgens im Bett Ihren Bauch im Uhrzeigersinn rund um den Bauchnabel. Die Bauchmassage bringt den Dickdarm in Bewegung, der den Stuhl in Richtung After transportiert.
  2. Warmes Wasser: Trinken Sie außerdem direkt nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen ein Glas warmes Wasser, um den natürlichen Magen-Darm-Reflex zur Stuhlentleerung zu nutzen. Unterdrücken Sie diesen natürlichen Reflex möglichst auch im Tagesverlauf nicht, da der sensible Darm sonst rasch irritiert reagiert und sich die Verstopfung noch verschlimmert.

Natürliche Abführmittel, die (fast) jeder zuhause hat


Reichen diese einfachen Maßnahmen nicht, um die Verstopfung zu lösen, können Sie es mit verschiedenen hilfreichen Hausmitteln aus der Apotheke der Natur versuchen.

  • Eine Handvoll getrocknete Pflaumen in einem Glas Wasser eingeweicht oder trocken mit einem Glas Wasser verzehrt, wirken durch ihren relativ hohen Fruchtzuckergehalt (Fruktosegehalt) abführend. Der Fruchtzucker hat im Darm einen sogenannten osmotischen Effekt. Das bedeutet, er hält Wasser zurück, das den Stuhl weicher und voluminöser macht. Dadurch wird die Ausscheidung erleichtert. Diese Methode integrieren Sie am besten regelmäßig in Ihren Alltag, bis Sie eine allgemeine Besserung Ihres festen Stuhlgangs bemerken. Zur Behandlung einer starken Verstopfung sind die Trockenpflaumen aber nicht geeignet.
  • Ein anderer natürlicher Abführer sind Quellmittel wie Leinsamen (Einnahme-Tipp: zwei Esslöffel in Naturjoghurt eingerührt zum Frühstück), Flohsamen, Weizenkleie oder Chia-Samen. Der Effekt entsteht durch die Quellung der Naturstoffe im Darm, die das Stuhlvolumen erhöhen und den Stuhl so auflockern. Eine hohe Flüssigkeitsaufnahme ist die Voraussetzung für die Wirksamkeit der Quellmittel. Die genaue Dosierung finden sie auf der jeweiligen Verpackung. Wenden Sie Quellmittel regelmäßig an, damit sich Ihr Stuhlgang normalisieren kann. Ein erster Wirkeintritt ist nach zwei bis drei Tagen zu erwarten.
  • Führen Sie flüssig ab mit einem Esslöffel Apfelessig und einem Teelöffel Honig, vermischt in einem Glas warmem Wasser. Morgens auf nüchternen Magen können Sie mit dieser Methode schon nach 15 bis 30 Minuten Erfolg haben, da die Flüssigkeit den Magen-Darm-Reflex (gastrokolischer Reflex) auslöst.
  • Rizinusöl ist bekannt für seine abführende Wirkung, die es aufgrund seines hohen Gehaltes an Rizinolsäure entfaltet. Die Säure reizt die Schleimhaut des Darms und hemmt die Aufnahme von Natrium und Wasser aus dem Darm in den Körper. So erhöht sich das Stuhlvolumen und der weiche Stuhl wird besser ausgeschieden. Nehmen Sie Rizinusöl am besten nüchtern ein und beschränken Sie die Behandlung auf eine einmalige Gabe von 5 bis 10 Gramm (1 bis 2 Teelöffel). Die Wirkung von Rizinusöl ist recht drastisch. Sie beginnt nach zwei bis vier Stunden und kann sich über weitere Stunden fortsetzen.
  • Laktulose ist ebenfalls einen Versuch wert. Sie ist osmotisch wirksam und wird in einer Dosierung von 10 bis 20 Gramm täglich über einen Zeitraum von Tagen bis Wochen eingesetzt, bis sich der Stuhlgang normalisiert hat. Schleichen Sie das Medikament langsam aus, um den Darm nicht erneut zu irritieren.

Abführmittel aus der Apotheke


Besteht die Obstipation trotz der Anwendung natürlicher Abführmittel weiter, hilft eine Beratung in der Apotheke. Die Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität und die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten empfehlen bei akuter funktioneller und chronischer Verstopfung verschiedene Wirkstoffgruppen. Entgegen der landläufigen Meinung machen diese Medikamente auch bei jahrelangem Gebrauch nur sehr selten abhängig. Eine erste Wirkung ist bei einer entsprechend hohen Dosierung schon nach circa 30 Minuten zu erwarten. Die Anwendungsdauer wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Ist die Verstopfung chronisch, können diese Wirkstoffgruppen gemäß den offiziellen AWMF-Leitlinien auch über einen Zeitraum von Monaten und Jahren angewendet werden. 

  • Macrogol (= PEG, Polyethylenglykol) liegt in Pulverform vor und wird oft mit Elektrolyten kombiniert. Es erleichtert die Passage des Stuhls durch den Darm, indem es Wasser zurückhält und die Elektrolytspiegel im Körper ausgleicht.
  • Bisacodyl verstärkt die Abgabe von Flüssigkeit und Elektrolyten in den Darm und steigert die Darmbewegungen. Es ist in Form von Dragees, Tabletten und Zäpfchen erhältlich.
  • Natriumpicosulfat wirkt über eine erhöhte Flüssigkeits- und Elektrolytabgabe in den Darm und regt die Darmmotorik an. Der Wirkstoff ist in Form von Dragees, Tropfen, Lösung, Pulver, Tabletten und Zäpfchen in der Apotheke zu finden.

Wenn's schnell gehen muss...


Es gibt Situationen, in denen schnelle Hilfe nötig ist, um eine akute Verstopfung durch harte Stuhlballen im Enddarm zu lösen. Nutzen Sie in diesem Fall ein Miniklistier oder ein abführendes Zäpfchen (Suppositorium) aus der Apotheke. Die Medikamente werden rektal eingeführt und entfalten ihre Wirkung lokal und innerhalb von Minuten. Glycerin-Zäpfchen, CO2-Zäpfchen und Miniklistier halten Wasser im Enddarm zurück und stimulieren die Darmbewegung (Peristaltik). So erfolgt einige Minuten bis circa eine halbe Stunde nach Anwendung der Entleerungshilfe ein erleichtertes Absetzen von Stuhlgang.

Achten Sie gut auf sich und hören Sie auf Ihren Körper. Haben Sie den Eindruck, dass sich die Obstipation trotz Ihrer Eigenbehandlung nicht bessert, fragen Sie bitte Ihren Arzt um Rat. Nutzen Sie Abführmittel nicht eigenmächtig, wenn Sie sich krank fühlen, starke Schmerzen haben, die Verstopfung mit Übelkeit einhergeht oder Sie einen Abgang von Blut aus dem Darm bemerken. In diesen Fällen suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf.

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