Der Verdauungstrakt umfasst eine Reihe an komplexen Organen, die Beschwerden verursachen und einen Arztbesuch erforderlich machen können. Oft ist der Allgemeinmediziner oder der Internist als Hausarzt die erste Anlaufstelle. Er ordnet die Beschwerden ein und entwickelt einen Plan für die notwendige Diagnostik. Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung aus dem Magen-Darm-Bereich, folgt die Überweisung des Patienten zu einem Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen, dem Gastroenterologen.
Was ist ein Gastroenterologe?
Ein Gastroenterologe ist ein Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen. Für gewöhnlich hat der Mediziner nach dem Studium eine Facharztausbildung für Innere Medizin absolviert und sich anschließend auf die Erkrankungen des Verdauungstrakts spezialisiert.
Die Aufgaben der Gastroenterologie umfassen die Diagnostik, Therapie und Prävention (Vorbeugung) von Erkrankungen der zum Verdauungssystem gehörenden Organe. Dazu zählen Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Galle sowie Bauchspeicheldrüse. Darüber hinaus ist er Ansprechpartner zu Ernährungsfragen, beispielsweise wenn es um Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktose-Intoleranz oder Unverträglichkeit von Gluten oder Soja geht.
Eine gastroenterologische Praxis muss genau definierte Qualitätsbestimmungen erfüllen. Es erfolgen jährliche Prüfungen der Untersuchungsqualität und der Anzahl der durchgeführten Untersuchungen. Eine Schwerpunktpraxis zählt zum Beispiel um die 1000 Endoskopien im Jahr, das sind Untersuchungen der inneren Organe wie die Darm- oder die Magenspiegelung, die zum Beispiel zur Früherkennung von Krebserkrankungen dienen. Das Robert-Koch-Institut legt hierfür Hygienevorschriften fest, die alle sechs Monate kontrolliert werden.
Mit welchen Beschwerden beschäftigt sich ein Gastroenterologe?
- Bauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Verstopfung
- Schluckbeschwerden
- Sodbrennen
- Aufstoßen von Mageninhalt
- Blähungen
- Blut im Stuhlgang
- Stuhlinkontinenz
- Reizdarm
- Reizmagen
Wie läuft ein Besuch beim Gastroenterologen ab?
Wie schnell Sie nach der Überweisung einen Termin bei einem Gastroenterologen erhalten, hängt von der Stärke Ihrer Beschwerden und der Dringlichkeit ihrer Behandlung ab. Denken Sie daran, neben Ihrer Krankenkassenkarte und der Überweisung auch sämtliche Unterlagen mitzunehmen, die dem Arzt wichtige Hinweise auf Ihre medizinische Vorgeschichte liefern können. Eine aktuelle Auflistung aller Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen, ist ebenfalls sehr wichtig.
Zunächst wird sich der Arzt in seinem Sprechzimmer mit Ihnen unterhalten. Seine Fragen drehen sich um Ihre aktuellen Beschwerden, deren zeitliche Einordnung, wie oft sie auftreten und ob Sie einen Zusammenhang mit Ihrer Ernährung feststellen können. Ganz wichtig dabei ist das Hinterfragen Ihrer Ernährungsweise und Lebensgewohnheiten. Der Gastroenterologe wird Sie zu Ihrer Krankengeschichte, zu vergangenen Operationen und zur Einnahme von Medikamenten befragen. Auch Auslandsreisen, besonders in die Tropen, sind interessant. Je genauer Ihr Bericht ausfällt, desto rascher gelangt der Arzt zu einer Verdachtsdiagnose.
Die körperliche Untersuchung
Hat sich der Mediziner einen ersten Überblick über Ihre Symptome und Ihre Krankengeschichte verschafft, wird er Sie körperlich untersuchen. Wenn es Ihnen unangenehm sein sollte, während der Untersuchung mit dem Arzt alleine zu sein, können Sie entweder eine Begleitperson mitbringen oder um die Anwesenheit einer Arzthelferin bitten. Der Gastroenterologe untersucht Sie gründlich von Kopf bis Fuß, wobei sein besonderes Augenmerk auf den Verdauungsorganen liegt. Eine rektale Untersuchung gehört ebenfalls zur Routine. Sollte sie Ihnen unangenehm sein oder Schmerzen verursachen, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.
Laboruntersuchungen
Nach Anamnese und körperlicher Untersuchung kann sich der Arzt ein Bild davon machen, welche weiteren diagnostischen Schritte sinnvoll sind. Vor dem Einsatz bildgebender Verfahren besteht die Möglichkeit, das Blut und den Stuhl auf Entzündungen und Infektionen zu untersuchen. Organfunktionen können ebenfalls im Labor abgeklärt werden. Enzymlevel der Leber und Blutspiegel von Gallensäuren sind hier häufige Beispiele. Auch der chemische und der immunologische Test auf verstecktes Blut im Stuhl (Guajak-Test) gehört in diese Kategorie.
Funktionsdiagnostik
Spezielle technische Untersuchungen können die Funktion von Organen darstellen.
- Manometrie (Druckmessung): Mit dem Standardverfahren können die Druckwellen in der Speiseröhre und im Enddarm gemessen werden, um Bewegungsstörungen aufzudecken.
- Ösophagus-pH-Metrie: Messung des pH-Wertes mit einer Magensonde an verschiedenen Stellen der Speiseröhre über 24 Stunden bei Verdacht auf Rückfluss von Mageninhalt (Refluxerkrankung)
- Atemtest auf Infektion mit Helicobacter pylori
- Wasserstoffatemtest zur Diagnostik von Laktoseintoleranz, Fruktose-Teilabsorptionsstörungen, bakterieller Fehlbesiedelung des Dünndarms und der Dünndarmtransitzeit.
- Die Leberpunktion zeigt typische Veränderungen im Lebergewebe.
Bildgebende Verfahren und endoskopische Untersuchungsmethoden
Eine einfach anwendbare Untersuchungsmethode in der gastroenterologischen Praxis ist der Ultraschall (die Sonografie) der Bauchorgane. Leber, Milz, Gallenblase, Nieren, Darm, Lymphknoten, große Bauchgefäße und die Bauchspeicheldrüse können in Lage, Größe und Struktur beurteilt werden. Selbst kleine Gallensteine werden häufig im Ultraschall sichtbar. Spezialisiert ist der Gastroenterologe außerdem auf die Endoskopie. Magen und Darm sind einfach von außen zugänglich und ihre Schleimhaut kann direkt mit einem Endoskop betrachtet und vom Untersucher beurteilt werden.
Die Darmspiegelung (Koloskopie)
Der Dickdarm kann mit einem flexiblen optischen Instrument, dem Endoskop, untersucht werden. Kleine chirurgische Eingriffe, wie die Abtragung von Polypen, sind gleichzeitig möglich. Beachten Sie zu diesem Thema auch unseren speziellen Ratgeber. Die Darmspiegelung ist außerdem fester Bestandteil der Darmkrebsvorsorge.
[Außerdem bei DoktorDarm: Darmspiegelung: Vorbereitung, Ablauf, Risiken]
Die Enddarmspiegelung (Rektroskopie, Proktoskopie)
Zur Abklärung, Therapie und Kontrolle von Hämorrhoiden, von örtlich begrenzten Entzündungen im Enddarmbereich, von Polypen sowie von einer Entzündung des Analkanals und der Wand des Mastdarms (Proktitis) führt der Gastroenterologe verschiedene Untersuchungen durch:
- Im Rahmen der Proktoskopie spiegelt er den Analkanal und den Enddarm bis circa 20 Zentimeter Tiefe.
- Die Rektoskopie umfasst eine Spiegelung des Analkanals bis zu einer Tiefe von circa 30 Zentimetern.
Beide Untersuchungen sind nicht schmerzhaft und bedürfen keiner vorherigen Darmreinigung.
Die Sigmoidoskopie
Kann der Arzt den Darm bis zu einer Tiefe von circa 40 Zentimetern mit dem flexiblen Endoskop untersuchen, spricht man von einer Sigmoidoskopie oder einer Rektosigmoidoskopie. Im Rahmen der Untersuchung sind kleine Eingriffe, wie die Abtragung von Polypen, möglich. Schleimhautproben können ebenfalls entnommen werden. Zur Vorbereitung der Untersuchung wird der Enddarm in der Praxis mit einem Einlauf gesäubert. Nach circa 10 Minuten ist die Sigmoidoskopie bereits abgeschlossen. Patienten empfinden die Untersuchung meist als gut auszuhalten und nicht schmerzhaft.
Die Kapselendoskopie des Dünndarms
Diese ganz spezielle Untersuchung funktioniert mithilfe einer kleinen Kapsel (26 Millimeter x 11 Millimeter), die eine digitale Kamera mit Beleuchtungsfunktion enthält. Der Patient schluckt die Kapsel mit ein paar Schlucken Wasser und schickt sie so auf eine circa achtstündige Reise durch den Darm. Die Kamera sendet in dieser Zeit bis zu 55000 Fotos der Darmschleimhaut per Funk an einen Datenrekorder. Über Elektroden, die am Bauch des Patienten angebracht sind, werden die Daten empfangen. Die Untersuchung ermöglicht insbesondere einen Einblick in den Dünndarm, der mit einer gewöhnlichen Darmspiegelung nicht untersucht werden kann. Spätestens drei Tage nach der Untersuchung verlässt die Kapsel mit dem Stuhlgang den Körper des Patienten. Sie ist für den Einmalgebrauch konzipiert und wird entsorgt.
Die Endosonografie
Gastroenterologen wenden Ultraschall auch im Inneren des Körpers an. Zu diesem Zweck kombinieren sie die Sonografie mit der Endoskopie. Eine kleine Ultraschallsonde an der Spitze eines speziell dafür eingerichteten Endoskops ermöglicht die Untersuchung. Das Verfahren kann von oben über den Magen und von unten über den Dickdarm genutzt werden. Eine Entnahme von Gewebeproben ist zusätzlich möglich. Mediziner nutzen die Endosonografie hauptsächlich, um die Bauchspeicheldrüse und den Enddarm auf Tumoren, Fisteln oder Abszesse zu untersuchen. Die Untersuchung dauert circa 15 Minuten und ist für den Patienten nicht schmerzhaft.
Die ERCP (Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie)
Bei der ERCP handelt es sich um eine endoskopische Untersuchung in Kombination mit Kontrastmittel und der Aufnahme von Röntgenbildern. Das Endoskop wird über Speiseröhre und Magen bis in den Zwölffingerdarm vorgeschoben. Ein spezieller Katheter wird in das Gallengangssystem eingelegt und für die Injektion von Kontrastmittel genutzt. So werden die Gallenwege und das Gangsystem der Bauchspeicheldrüse (des Pankreas) auf dem Röntgenmonitor darstellbar. Der Gastroenterologe kann auf diesem Weg zum Beispiel Gallensteine oder Verlegungen der Gallenwege diagnostizieren und eventuell auch direkt behandeln. Eine ERCP ist sehr aufwendig und wird meist im Krankenhaus im Rahmen eines stationären Aufenthalts durchgeführt.
Die Magenspiegelung (Gastroskopie)
Eine Magenspiegelung, von Ärzten als Gastroskopie bezeichnet, ist eine gängige endoskopische Untersuchung zur Abklärung von Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms (Duodenum). Bitte beachten Sie zu diesem Thema unseren ausführlichen Ratgeber. Der Gastroenterologe hat bei einer Magenspiegelung die Möglichkeit, die Schleimhaut der Verdauungsorgane zu betrachten sowie kleinere Eingriffe und die Entnahme von Gewebeproben durchzuführen.