Ursachen und Symptome bei Übelkeit in der Schwangerschaft


Eine schwache Form der Morgenübelkeit, die auch zu jeder anderen Tageszeit auftreten kann, äußert sich lediglich durch ein Gefühl der Übelkeit und gelegentliches Erbrechen in der Frühschwangerschaft. Das Symptom hat keinen Krankheitswert und schadet weder der Mutter noch dem Kind. Eine spezielle Behandlung ist nicht notwendig. Die meisten Schwangeren sind auf dieses Schwangerschaftsanzeichen gefasst und gehen entspannt mit den etwas mühsamen ersten Wochen um. Ein Gespräch mit dem Frauenarzt oder der Hebamme kann diese Sicherheit festigen.

Manche Frauen übergeben sich in ihrer Schwangerschaft kein einziges Mal, andere Schwangere kämpfen täglich mit mindestens fünf heftigen Übelkeitsattacken. Forscher gehen von verschiedenen Faktoren aus, die bei der Entstehung des Schwangerschaftserbrechens eine Rolle spielen. Besonders bekannt ist das Schwangerschaftshormon Beta-hCG als Ursache für die Übelkeit in der Schwangerschaft. Aber auch soziale und psychologische Faktoren spielen wohl eine Rolle.

Die Schwangerschaftshormone

Während einer Schwangerschaft haben besonders die Hormone Beta-hCG und Östradiol einen Einfluss auf das Befinden der werdenden Mutter. Wissenschaftler konnten beobachten, dass Schwangere, die Mehrlinge erwarten, aufgrund eines stark erhöhten Beta-hCG-Spiegels anfälliger für Erbrechen in der Schwangerschaft sind. Ein erniedrigter Spiegel des Hormons aufgrund eines höheren Lebensalters der Mutter oder im Zusammenhang mit dem Rauchen von Zigaretten erhöht das Risiko für ein Schwangerschaftsübelkeit ebenfalls, genau wie ein hoher Spiegel des Schwangerschaftshormons Östradiol.

Die persönliche Veranlagung

Wie anfällig Sie für eine Schwangerschaftsübelkeit sind, hängt zusätzlich mit der Sensitivität Ihres Magen-Darm-Trakts, der Empfindlichkeit Ihres Geruchssinns und Ihres Gleichgewichtssinn zusammen.

Die psychische und soziale Situation

Steht eine werdende Mutter unter Stress, zweifelt eventuell an ihrer Schwangerschaft oder ist ähnlich psychisch herausgefordert, kann aus diesen Gründen das Risiko für eine Schwangerschaftsübelkeit steigen.

Ein weiterer Risikofaktor für Schwangerschaftsübelkeit ist ein mangelnder sozialer Rückhalt durch den Partner und die Familie allgemein.

Die Therapie des Schwangerschaftserbrechens


Die milde Form des Schwangerschaftserbrechens ist nicht behandlungsbedürftig. Eine Aufklärung der Schwangeren, eventuell kombiniert mit einer einfachen Ernährungsberatung, reicht für gewöhnlich aus.

Tipps gegen Schwangeschaftsübelkeit

  • Weichen Sie auf eine fettarme Kost aus und verzichten Sie auf starke Aromen. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und essen Sie die Speisen, auf die Sie spontan Lust haben. Ihr Körper weiß, was ihm jetzt gut tut. Ihr Frauenarzt wird Sie zu Nahrungsergänzungspräparaten beraten. Machen Sie sich keine Sorgen um Ihr Baby. Es bekommt auch in kurzen Phasen einseitiger Ernährung alles, was es zum Wachsen braucht.
  • Ihre Hebamme hat Erfahrung mit Schwangerschaftsbeschwerden und kann Ihnen auch zum Thema Erbrechen in der Schwangerschaft wertvolle Ratschläge geben. Suchen Sie sich also ruhig schon im ersten Trimenon Ihrer Schwangerschaft eine Hebamme, der Sie vertrauen. Viele Hebammen bieten zum Beispiel Akupunktur gegen Schwangerschaftsübelkeit an.
  • Achten Sie auf ausreichend Schlaf und gehen Sie immer zur gleichen Zeit ins Bett um den Rhythmus des Körpers nicht unnötig durcheinanderzubringen.
  • Lässt die Übelkeit Sie am Abend schlecht einschlafen, probieren Sie es mit Schlafsocken. Tränken Sie hierzu ein Paar Baumwollsocken in einer leitungskalten Mischung aus Wasser und einem Schuss Zitronensaft oder Apfelessig und ziehen Sie diese an. Darüber kommt ein Paar längere Wollsocken. Gehen Sie nun ins Bett und fühlen Sie, wie der Blutandrang vom Kopf in die Beine abgeleitet wird, Sie sich zunehmend müde fühlen und einschlafen. Bitte wenden Sie diese Behandlung nur an, wenn Sie warme Füße haben.
  • Gehen Sie intensiven Düften und unangenehmen Gerüchen aus dem Weg.
  • Beziehen Sie Ihren Partner und die ganze Familie ein, wenn Sie Unterstützung benötigen. Falls Sie für das Kochen zuständig sind, die Gerüche aber momentan nicht ertragen, geben Sie diese Aufgabe für eine Weile ab. Gestehen Sie sich Ruhephasen zu und denken Sie daran, dass Sie nicht nur sich sondern auch Ihrem ungeborenen Kind so etwas Gutes tun. Die meisten Schwangeren erholen sich bis spätestens zum Ende des dritten Schwangerschaftsmonats von ihren Übelkeitsattacken und können ihren Alltag wieder mühelos bewältigen.

Tee bei Schwangerschaftsübelkeit

Neben dem Klassiker Ingwer stehen Ihnen noch weitere natürliche Mittel zur Verfügung, die ein Schwangerschaftserbrechen lindern können. Trinken Sie am besten bis zu drei Tassen Tee am Tag.

Folgende Mischungen haben sich bei Übelkeit in der Schwangerschaft bewährt:

  • Lassen Sie sich in der Apotheke eine Teemischung aus Dill, Fenchel, Hopfen, Ingwer und Melisse zu gleichen Teilen herstellen. Gießen Sie einen Teelöffel der Mischung mit 200 Millilitern kochendem Wasser auf und lassen Sie den Tee circa zehn Minuten lang ziehen.
  • Pfefferminztee aus ganzen Blättern kann ebenfalls helfen. Nehmen Sie einen Teelöffel Blätter pro Tasse Tee und lassen Sie den Aufguss fünf Minuten lang ziehen.

Schwere Schwangerschaftsübelkeit: Hyperemesis gravidarum


Handelt es sich um die ausgeprägte Variante der Schwangerschaftsübelkeit, die Hyperemesis gravidarum, berichten die betroffenen Frauen von unstillbarem Erbrechen, das fünf bis zehn Mal am Tag unabhängig von den Mahlzeiten auftreten kann. Erkrankte Schwangere sind in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt und können in vielen Fällen ihrem Beruf nicht mehr nachgehen. Die Versorgung bereits vorhandener Geschwisterkinder gestaltet sich ebenfalls schwierig.

Weitere Symptome und Komplikationen der (Hyper-)Emesis gravidarum können sein:

  • deutlicher Gewichtsverlust
  • Austrocknung
  • Störungen des Salzhaushaltes
  • drastischer Rückgang der ausgeschiedenen Urinmenge
  • Gelbsucht
  • Anstieg der Körpertemperatur
  • Bewusstseinsstörungen
  • Gehirnschäden

Unbehandelt kann die Hyperemesis gravidarum sogar zum Tod der Schwangeren führen.

Wie die Diagnose Hyperemesis gravidarum gefunden wird

Zunächst wird die Diagnose anhand Ihrer Auskünfte und einer orientierenden körperlichen Untersuchung gestellt. Der Arzt wird Sie zusätzlich zu Ihrer sozialen und psychischen Situation befragen. Weist die Symptomatik auf die schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit hin, stehen zusätzlich labormedizinische Tests zur Verfügung. Mit einem Streifentest können im Urin Ketonkörper nachgewiesen werden, die dort nur zu finden sind, wenn der Körper in Notfallsituationen den Fettstoffwechsel ankurbeln muss, da der Kohlenhydratstoffwechsel nicht mehr genug Nahrung erhält. Findet der Arzt Ketonkörper im Urin, kann er die Diagnose Hyperemesis gravidarum stellen. Weiterführende Blutuntersuchungen geben Auskunft über den Elektrolythaushalt (Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium) und den Säure-Basen-Haushalt (Blutgasanalyse mit pH-Wert) der Schwangeren.

Die Therapie der Hyperemesis gravidarum

Eine Hyperemesis gravidarum wird zunächst ambulant und bei Bedarf auch stationär behandelt. Gynäkologen haben einen Therapieplan in fünf Stufen entwickelt, der Naturheilkunde und Schulmedizin vereint. Der 5-Stufen-Plan zur Behandlung der Schwangerschaftsübelkeit

  • Stufe 1 beinhaltet den Ausschluss einer Funktionsstörung der Schilddrüse und weiterer möglicher Ursachen, die unabhängig von der Schwangerschaft Erbrechen hervorrufen können. Der Arzt beurteilt Ihre psychische Situation und berät Sie hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten.
  • In Stufe 2 folgt eine Anpassung der Ernährung an die neue Situation. Nehmen Sie die erste Mahlzeit noch vor dem Aufstehen im Bett zu sich. Essen Sie viele kleine Portionen über den Tag verteilt. Nutzen Sie die Akupressur, um das Erbrechen zu lindern. Studien haben die Wirksamkeit von Akupressurbändern belegt, die Sie wie ein Armband um Ihr Handgelenk legen, um den Punkt P6 an der Handgelenksinnenseite zu stimulieren.
  • Stufe 3 empfiehlt die Anwendung des Naturheilmittels Ingwer in verschiedenen Variationen. Trinken Sie Ingwer als Tee, nehmen Sie rohen Ingwer zu sich oder probieren Sie es mit praktischen Ingwerkapseln. Der Wirkstoff beruhigt die gereizte Magenschleimhaut.
  • Stufe 4 beinhaltet die Therapie mit Vitamin B6 in einer Dosierung von 10 Milligramm dreimal am Tag.
  • In Stufe 5 werden verschiedene Medikamente gegen das Schwangerschaftserbrechen empfohlen. Wirkstoffe wie Dimenhydrinat, Meclozin, Metoclopramid (MCP) oder Promethazin hemmen den Brechreiz direkt im zentralen Nervensystem und dürfen in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, welches Medikament für Sie geeignet ist und welche Dosierung Sie am besten anwenden.

Stationäre Behandlung

Schwere Schwangerschaftsübelkeit führt meist zu einem stationären Krankenhausaufenthalt. Dort wird Ihr Flüssigkeitshaushalt bei Bedarf mit einer Infusion über die Vene ausgeglichen. Medikamente gegen die Übelkeit können Sie ebenfalls über die Vene erhalten, falls Sie keine Tablette bei sich behalten. Die meisten Patientinnen sind so nach wenigen Tagen wieder fit und können entlassen werden. Wenige Betroffene verbringen die ersten Wochen der Schwangerschaft in der Klinik, bis sich die Hyperemesis im zweiten Trimenon legt. Manche Schwangere leiden bis zur Geburt an Schwangerschaftserbrechen, genesen aber schlagartig nach der Entbindung.

Betroffene Schwangere finden im Internet ein Forum zum Austausch mit anderen Frauen, die sich in der gleichen Situation befinden.

Sie möchten mehr wissen:
Quellen anzeigen
  • Ingrid Gerhard, Axel Feige, Geburtshilfe integrativ, Urban & Fischer, München, 2005
  • Depue RH, Bernstein L, Ross RK, Judd HL, Henderson BE. Hyperemesis gravidarum in relation to estradiol levels, pregnancy outcome, and other maternal factors: a seroepidemiologic study. Am J Obstet Gynecol. 1987 May;156(5):1137-41.
  • Ursachen und Therapie der Schwangerschaftsübelkeit, K.J. Bühling, H.G. Bohnet, Seite 1110 – 1113 in Frauenarzt 12/06 (Nur mit Zugang: http://www.frauenarzt.de/1/2006PDF/06-12-pdf/2006-12-buehling.pdf)