Was ist Sorbitintoleranz?


Sorbit (auch Sorbitol, Glucitol oder Hexanhexol) gehört zu den Zuckeralkoholen und ist natürlicherweise in einigen Sorten Obst und Gemüse enthalten. Darüber hinaus ist Sorbit unter der E-Nummer E 420 in vielen industriell hergestellten Lebensmitteln zu finden.

Normalerweise wird der Zuckeralkohol über die Dünndarmwand ins Blut aufgenommen und gelangt von dort in die Leber, wo er abgebaut wird. Ist die Aufnahme im Dünndarm gestört oder nur teilweise möglich, wird der Stoff weiter in den Dickdarm transportiert und hier von Bakterien weiterverarbeitet. Dabei entstehen Gase, kurzkettige Fettsäuren und Abfallprodukte. Das führt nicht nur zu Blähungen, sondern auch zu Durchfällen, da Sorbit viel Wasser aus den Darmzellen zieht.

Es wird geschätzt, dass etwa 8 bis 12 Prozent der Bevölkerung an einer Unverträglichkeit gegen Sorbit leiden.1 Diese kann isoliert auftreten, geht aber meist mit einer Fructoseintoleranz einher. Denn Sorbit und Fructose werden auf gleiche Weise verstoffwechselt.

Gut zu wissen:

In geringen Mengen ist Sorbit unbedenklich, aber viel Sorbit kann auch bei gesunden Menschen Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Lebensmittel, bei denen der Anteil an Zuckeraustauschstoffen wie Sorbit bei über 10 Prozent liegt, müssen mit dem Warnhinweis „kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ versehen sein.2

Wie äußert sich eine Sorbitintoleranz?


Bei einer Sorbitintoleranz treten etwa ein bis drei Stunden nach dem Verzehr sorbithaltiger Lebensmittel unter anderem folgende Beschwerden auf:

Je nachdem wie langsam die Verdauung ist, können die typischen Symptome jedoch auch erst bis zu 48 Stunden nach der Nahrungsaufnahme einsetzen.2

Bezüglich der individuellen Toleranzgrenze gibt es zum Teil große Unterschiede. Bei einigen Menschen lösen bereits wenige Gramm an Sorbit Magen-Darm-Beschwerden aus, bei anderen müssen es große Mengen sein.

Führt eine Sorbitintoleranz zur Gewichtszunahme?

Da Sorbit häufig in Diätprodukten steckt, befürchten einige Menschen, die auf Sorbit verzichten müssen, dass sie dann an Gewicht zulegen. Bisher konnte jedoch nicht nachgewiesen werden, dass die Umstellung von Sorbit auf andere Zuckeraustauschstoffe eine Gewichtszunahme begünstigt.4 Im Gegenteil: Es wird sogar vermutet, dass Sorbit und Fruchtzucker – im Vergleich zu Traubenzucker – das Hungergefühl verstärken.5

Wie lässt sich eine Sorbitunverträglichkeit testen?


Wer häufig Magen-Darm-Beschwerden nach dem Essen beobachtet, sollte am besten ein Ernährungstagebuch führen, in dem alle Speisen und Getränke sowie aufgetretene Symptome festgehalten werden. Dies ist auch für den Gastroenterologen, ein auf Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes spezialisierter Arzt, bei der Diagnosestellung sehr hilfreich.

Zudem lässt der Arzt bei Verdacht auf eine Sorbitintoleranz meist einen sogenannten H2-Atemtest durchführen. Hierbei wird der Gehalt an Wasserstoff, der bei der fehlgeleiteten Verstoffwechselung des Sorbits entsteht, in der Ausatemluft des Patienten gemessen. Dafür muss der Patient zum Arzttermin nüchtern erscheinen. Der Ablauf sieht dann folgendermaßen aus:

  • Der Betroffene trinkt in der Praxis eine Lösung mit 5 Gramm Sorbit und etwa 200 Millilitern Wasser.
  • Danach wird etwa alle 15 Minuten über einen Zeitraum von 3 Stunden der Wasserstoffgehalt gemessen. Dafür pustet der Patient in ein Röhrchen.

Steigt der Wasserstoffgehalt auf über 20 ppm (englisch: „parts per million“, Teile pro Million), spricht das für eine Intoleranz gegenüber Sorbit. Gleichzeitig werden auch auftretende Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Übelkeit erfasst.

Welche Lebensmittel enthalten Sorbit?


Sorbit ist ein natürlicher Bestandteil einiger Obst- und Gemüsesorten. Aber auch in industriell gefertigten Lebensmitteln steckt oftmals ein hoher Anteil des Zuckeralkohols. Die folgenden Lebensmittel sollten Menschen mit einer Sorbitunverträglichkeit besser meiden.

Sorbit in Obst und Gemüse

Vielen Menschen mit einer Sorbitunverträglichkeit hilft es, auf folgende Obst- und Gemüsesorten zu verzichten:

  • Pfirsiche / Aprikosen
  • Pflaumen
  • Äpfel
  • Birnen
  • Datteln
  • Kirschen
  • Artischocken
  • Pilze

Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Menge des enthaltenen Sorbits von verschiedenen Faktoren wie der Erntezeit, Lagerung, Konservierung oder Weiterverarbeitung abhängt. Einen besonders hohen Sorbitanteil hat beispielsweise Dörrobst, da die Früchte beim Trocknen Wasser verlieren und somit der Gehalt an Zucker steigt. Ebenso enthält Marmelade aus Fruchtzucker vermehrt Sorbit.7

Gut zu wissen:

Betroffene entwickeln mit der Zeit oft ein „Gefühl“ dafür, welche Früchte sie problemlos essen können und welche besser nicht.

Sorbit in industriell gefertigten Produkten

Sorbit besitzt zwei Eigenschaften, die dazu führen, dass es immer häufiger in industriell hergestellten Produkten zu finden ist. Zum einen hat der Zuckeralkohol die Fähigkeit, Wasser aus der Umgebung anzuziehen und zu binden, weswegen Sorbit als Feuchthaltemittel in Fertigsalaten oder abgepackten, weichen Kuchen verwendet wird. Zum anderen ist Sorbit süß, gilt aber nach wie vor als kalorienärmer als Haushaltszucker und benötigt kein Insulin (Hormon, das den Blutzucker reguliert) für die Verstoffwechselung. Daher hat sich Sorbit als Zuckeraustauschstoff vor allem in Diabetikerprodukten und vielen „zuckerfreien“ Light-Produkten durchgesetzt.

Folgende Lebensmittel enthalten häufig Sorbit:

  • abgepackte Desserts wie Kuchen, Nussschnecken, Muffins oder Plätzchen
  • zuckerfreie Kaugummis und Bonbons
  • Süßigkeiten wie Gummibärchen oder Geleefrüchte
  • Diabetikerprodukte (zum Beispiel Diabetiker-Süßungsmittel oder Diabetiker-Marmelade)
  • Speiseeis
  • Senf
  • Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel

In geringen Mengen ist Sorbit zudem in Bier und Wein zu finden. Am besten Sie probieren selbst aus, ob Sie diese vertragen.

Sorbit in Zahnpasta

Als Süßstoff wird Sorbit häufig auch in Zahnpasta verwendet. Bedeutet das, dass Menschen mit einer Sorbitunverträglichkeit auch beim Zähneputzen aufpassen müssen? Nein, gewöhnlich hat Zahnpasta – sofern sie nicht geschluckt wird – keine relevante Wirkung auf den Darm. Wenn Sie sich diesbezüglich unsicher sind, können Sie sich aber auch bei Ihrem Zahnarzt nach sorbitfreien Alternativen erkundigen.

Sorbitunverträglichkeit: Was hilft?


Bislang gibt es keine Möglichkeiten, um eine Sorbitintoleranz zu therapieren. Betroffene müssen ihre Ernährung umstellen und auf sorbithaltige Lebensmittel verzichten. Hierfür ist es wichtig, gerade bei Fertiggerichten immer genau die Zutatenliste zu lesen. Dabei sollte neben Sorbit (E 420) auch auf verwandte Zuckeralkohole geachtet werden, da diese ebenfalls oft nicht vertragen werden. Dazu gehören beispielsweise:

  • Mannit (E 421)
  • Isomalt (E 953)
  • Maltit (E 965)
  • Lactit (E 966)
  • Xylit (E 967)

Zudem verbirgt sich Sorbit als Teil einer chemischen Verbindung oftmals hinter anderen E-Nummern wie E 432, E 433, E 434, E 435 und E 436.8 Am besten Sie drucken sich eine Liste mit diesen Bezeichnungen aus oder laden sich eine App herunter, die ihnen verrät, in welchen Lebensmitteln Sorbit enthalten ist. Wenn Sie den Verzicht konsequent einhalten, verschwinden in der Regel auch die Beschwerden.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Raithel, M., et al., The malabsorption of commonly occurring mono- and disaccharides – levels of investigation and differential diagnoses. Deutsches Ärzteblatt Int. 110 (46) (2013) 775–782.
  • 2Raithel, M., et al., The malabsorption of commonly occurring mono- and disaccharides – levels of investigation and differential diagnoses. Deutsches Ärzteblatt Int. 110 (46) (2013) 775–782.
  • 3Raithel, M., et al., The malabsorption of commonly occurring mono- and disaccharides – levels of investigation and differential diagnoses. Deutsches Ärzteblatt Int. 110 (46) (2013) 775–782.
  • 4Raithel, M., et al., The malabsorption of commonly occurring mono- and disaccharides – levels of investigation and differential diagnoses. Deutsches Ärzteblatt Int. 110 (46) (2013) 775–782.
  • 5Regler, Bernd/ Regler, Cornelia, Braunewell, Heidi: Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten bei Kindern: versteckte Krankmacher. Stuttgart: Trias-Verlag 2009, S.56.
  • 6Keller, J. u.a.: Klinisch relevante Atemtests in der gastroenterologischen Diagnostik – Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität sowie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen. In: Zeitschrift für Gastroenterologie 2005, Nr. 43. S. 1071 – 1090.
  • 7Ledochowski, Maximilian: Nahrungsmittel-Intoleranzen: Unverträglichkeiten erkennen und gut damit leben. Stuttgart: Trias Verlag. 22014 S. 81ff.
  • 8Das Gastroenterologieportal: Sorbitintoleranz http://dasgastroenterologieportal.de/Sorbitintoleranz.html - Stand 17.12.2021.