Im Bauch ist jede Menge los


Im Bauchraum, von Ärzten als Abdomen bezeichnet, befinden sich viele unterschiedliche Organe. Neben Magen und Darm liegen hier die Nieren, das Harnsystem mit Harnleiter und Harnblase, die Leber mit Gallenblase, Milz und Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Dazu kommen muskuläre Strukturen wie das Zwerchfell. Jedes einzelne dieser Organe kann für Bauchschmerzen verantwortlich sein. Die Schmerzen treten entweder an einem bestimmten Punkt auf oder strahlen in den gesamten Bauchraum aus. Auch Organe außerhalb des Bauchraums wie zum Beispiel die Lunge sowie psychische Probleme können Bauchschmerzen verursachen.

Der Schmerzcharakter hilft der Diagnose

Bauchschmerzen können sich sehr unterschiedlich anfühlen. In manchen Fällen sind sie eher stechend, in anderen dumpf oder krampfartig. Die Schmerzen können kommen und gehen und einen eher kolikartigen Charakter haben. Eventuell treten sie auch zusammen mit weiteren Symptomen auf. Typisch sind hier Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, das fehlende Abgehen von Luft aus dem Darm, Sodbrennen, Durchfall oder Verstopfung, Blut im Stuhlgang, Fieber sowie eine harte Bauchdecke. Bauchschmerz ist kein einfaches Symptom. Der behandelnde Arzt muss bei der Diagnosefindung an viele verschiedene Krankheitsbilder denken und beurteilen, ob ein rasches Handeln angezeigt ist.

Achtung Notfall!

Anzeichen für einen dringend behandlungsbedürftigen Notfall sind plötzliche und heftige Bauchschmerzen, die rasch stärker werden und mit Kreislaufsymptomen wie Übelkeit, Schweißausbrüchen, Schwindel und Blässe auftreten. Suchen Sie in diesem Fall sofort einen Arzt auf oder rufen Sie den Notdienst. Haben Sie weniger starke Schmerzen und nur geringe weitere Beschwerden, können Sie für gewöhnlich ein bis zwei Tage abwarten, ob sich die Symptome von alleine legen, bevor Sie einen Arzt um Rat fragen.

Symptome und Ursachen: Wo tut es denn weh?


Eine erste Orientierung gibt die Stelle, wo der Bauch am meisten schmerzt. Verlassen Sie sich aber nicht zu sehr darauf, denn Menschen empfinden Schmerzen unterschiedlich. Daher ist es schwer, hier allgemeingültige Aussagen zu machen.

Schmerzen im gesamten Bauchraum

Erkrankungen, die Schmerzen im gesamten Bauchraum verursachen können, treffen häufig den Darm. Denken Sie zum Beispiel an eine Magen-Darm-Infektion (Gastroenteritis) oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Diese Erkrankungen werden typischerweise von Durchfall begleitet, der auch blutig oder schleimig sein kann. Weitere verbreitete Ursachen für Bauchschmerzen sind die Divertikulitis mit kleinen Schleimhautausstülpungen des Darms, die sich schmerzhaft entzünden können, das Reizdarmsyndrom oder ganz allgemein Blähungen, die akut aufgrund von bestimmter Nahrung oder ungünstigen Verhaltensweisen entstehen.

Lebensmittelunverträglichkeiten: Wenn die Ernährung das Problem ist

Allergien und Unverträglichkeitsreaktionen nehmen in unserer Gesellschaft stetig zu. So fallen sie auch immer wieder durch Bauchschmerzen zum ersten Mal auf. Lebensmittelunverträglichkeiten sind zum Beispiel die Laktoseintoleranz und die Fructoseintoleranz. Beide Erkrankungen hängen mit einem Enzymmangel zusammen. Betroffene können Milchzucker oder Fruchtzucker nur schlecht abbauen. So führt der Verzehr von Produkten, die diese Stoffe enthalten, zu Bauchkrämpfen, Blähungen, Übelkeit und Durchfall.

Zöliakie (glutenbedingte Enteropathie)

Die Unverträglichkeit von Gluten, des Klebereiweißes von Getreide, kann bereits im Kleinkindalter starke Verdauungsstörungen hervorrufen. Bauchschmerzen und eine Gedeihstörung bei Kindern sind hier wegweisend. Eine glutenfreie Ernährung gibt Zöliakie-Betroffenen die Lebensqualität zurück.

Weizenunvertrtäglichkeit (Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität)

Der Weizensensitivität geht der Verdacht auf eine Zöliakie voraus, allerdings können keine klinischen Nachweise für eine Glutenunverträglichkeit oder eine Weizenallergie erbracht werden. Ursächlich wird eine angeborene Immunität gegen alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) vermutet. Einen entsprechenden Test gibt es derzeit noch nicht. Betroffene bilden Antikörper gegen Eiweiße des Weizens. Bauchschmerzen können zusammen mit Kopfschmerzen und Erschöpfung auftreten. Eine glutenfreie Diät hilft auch diesen Patienten.

Weitere Ursachen für Schmerzen im gesamten Bauchraum

  • Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis): immer wieder starke Schmerzen, die bis in den Rücken ausstrahlen, begleitet von Durchfall und Gewichtsverlust
  • Bauchfellentzündung (Peritonitis): starke Schmerzen, jede Erschütterung kann unerträglich sein
  • erbliches Mittelmeerfieber: Erkrankung mit starken Bauchschmerzen und Fieberschüben, die familiär auftreten kann

Schmerzen im Oberbauch

Oberbauch bezeichnet den Bereich zwischen den Rippenbögen und der Höhe des Bauchnabels. Empfinden Sie Schmerzen im Oberbauch, kann es sich um folgende Erkrankungen handeln.

  • Magenschleimhautentzündung
    Eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) kommt recht häufig vor und kann sich, genauso wie der Reizmagen, durch Oberbauchschmerzen nach dem Genuss scharfer oder saurer Lebensmittel ausdrücken.
  • Magengeschwür
    Ein Magengeschwür kann direkt nach dem Essen schmerzen oder einen durchgängigen Oberbauchschmerz auslösen.
  • Zwölffingerdarmgeschwür
    Ein Geschwür des Zwölffingerdarms tut eher bei nüchternem Magen weh. Die Oberbauchschmerzen bessern sich tendenziell nach einer Mahlzeit.
  • Dünndarmverengung
    Selten liegt bei Oberbauchschmerzen eine Verengung des Dünndarms im Rahmen einer Entzündung vor.
  • Leberentzündung (Hepatitis)
    Die Leber liegt rechts im Oberbauch und kann daher bei einer Schwellung oder Entzündung (Hepatitis) auch dort Schmerzen verursachen.
  • Gallenbeschwerden
    Die Gallenblase ist mit der Leber verbunden und löst durch Gallensteine oder aufgrund einer Entzündung bei vielen Betroffenen Oberbauchschmerzen aus. Eine Gallenkolik ist sehr schmerzhaft und kann bis in die rechte Schulter ziehen.
  • Blinddarmentzündung
    Der Appendix, im Volksmund Blinddarm genannt, kann in einigen Fällen hochgeklappt im rechten Oberbauch liegen und dort bei einer Entzündung Schmerzen verursachen. In der fortgeschrittenen Schwangerschaft wird der Appendix ebenfalls in den Oberbauch verdrängt.
  • Milzbeschwerden
    Die Milz liegt im linken Oberbauch. Sie schmerzt meist bei einer krankhaften Schwellung oder im Rahmen einer Verletzung.
  • Nierenerkrankungen
    Nierenerkrankungen wie zum Beispiel eine Nierenbeckenentzündung oder Nierensteine können sich ebenfalls als Oberbauchschmerz äußern.
  • Bauchwandschmerzen
    Eine typische Diagnose für einen wiederkehrenden stechenden Schmerz an einem Punkt im rechten Oberbauch ist der sogenannte Bauchwandschmerz. Eine Reizung der Bauchwandnerven ist der Grund für das Symptom. Eine sitzende Arbeitshaltung, enge Kleidung und Druck durch Lachen oder Husten kann den Schmerz verstärken.
  • Andere Ursachen
    Seltene Gründe für den Oberbauchschmerz sind die Lungenentzündung und der Herzinfarkt.

Bauchschmerzen im Nabelbereich

Bei Kindern haben Bauchschmerzen in der Nabelgegend häufig keine körperliche Ursache. In den anderen Fällen und bei Erwachsenen kommen folgende mögliche Auslöser infrage:

  • Klemmt ein Nabelbruch (Ausstülpung von Gewebe durch eine Schwachstelle der Bauchmuskulatur) ein, verursacht er Schmerzen und sollte operativ behandelt werden.
  • Das Reizdarmsyndrom kann sich durch krampfhafte Schmerzen in der Bauchmitte äußern.
  • Eine Aussackung der Bauchschlagader (Aortenaneurysma) kann ebenfalls auf der Höhe des Bauchnabels schmerzen.

Schmerzen im Unterbauch

Der Unterbauch befindet sich unterhalb des Bauchnabels. Der erste Gedanke bei Schmerzen im rechten Unterbauch gilt sicherlich der Blinddarmentzündung. Es kommen aber auch die Divertikulitis (Entzündung von kleinen Darmausstülpungen) oder eine Blasenentzündung infrage. Letztere wird häufig von schmerzhaftem Harndrang und unangenehmem Brennen beim Wasserlassen begleitet. Unterbauchschmerzen können abhängig vom Geschlecht auf unterschiedliche Erkrankungen hindeuten. Während bei Männern andauernde Unterleibsschmerzen neben Schmerzen beim Wasserlassen auf eine entzündete Prostata oder Samenblase (selten) hindeuten können, weist das Beschwerdebild bei Frauen typischerweise auf eine der folgenden Erkrankungen hin:

  • Menstruationsschmerzen
  • Mittelschmerz um den Eisprung herum
  • Schwangerschaft
  • Myome der Gebärmutter
  • Endometriose
  • Entzündungen von Eileiter und Eierstock
  • Gebärmutterentzündung

Wie der Arzt die Diagnose zu den Bauchschmerzen findet


Wenn Sie mit Bauchschmerzen zu Ihrem Arzt kommen, wird er zunächst entscheiden, ob Ihr Allgemeinzustand und die weiteren Symptome für einen Notfall sprechen oder ob er die Schmerzen in Ruhe abklären kann. In den meisten Fällen bleibt Zeit für ein gründliches Vorgehen.

Das Patientengespräch

Zunächst wird der Arzt Ihnen einige Fragen zu den Bauchschmerzen und zu Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand stellen. Es ist wichtig, dass Sie diese so genau wie möglich beantworten. Besonders relevant für die Diagnosefindung sind dabei Fragen nach:

  • Schmerzbeginn
  • Dauer der Schmerzen
  • Sind die Schmerzen durchgehend da oder treten sie in Attacken auf?
  • Zusammenhang der Schmerzen mit Mahlzeiten, enger Kleidung, Bewegung
  • Charakter der Schmerzen (Krämpfe, stechend, dumpf)
  • Begleitsymptome (Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blut im Stuhl, Hautausschlag)
  • bei Frauen Zusammenhang mit dem Zyklus
  • besteht eine Schwangerschaft
  • Vorerkrankungen
  • Operationen
  • Einnahme von Medikamenten

Die körperliche Untersuchung

Nach dem Anamnesegespräch wird Ihr Arzt Sie gründlich körperlich untersuchen. Den Bauch wird er dabei abhören, um die Darmgeräusche zu beurteilen und ihn abtasten, um möglicherweise vergrößerte Organe, eine Überblähung und Wasseransammlungen festzustellen. Zusätzlich achtet der Mediziner auf die sogenannte Abwehrspannung. Haben Sie eine Entzündung im Bauch, die sich langsam ausbreitet, ziehen sich die Bauchmuskeln bei Berührung reflexartig zusammen, um den Bauch zu schützen. Wichtige Hinweise auf die Ursache der Bauchschmerzen gibt auch der Druckschmerz an typischen Stellen und der Loslassschmerz. Letzterer entsteht durch den plötzlichen Zug am gereizten Bauchfell. Denken Sie dabei im rechten Unterbauch zum Beispiel an eine Appendizitis (Blinddarmentzündung) und im linken Unterbauch an eine Divertikulitis.

Laboruntersuchung und Bildgebung

Nach einer ersten Einschätzung der Bauchschmerzen wird Ihr Arzt eventuell eine oder mehrere der folgenden Untersuchungen veranlassen:

  • Blutbild mit Entzündungswerten, Nierenwerte, Leberwerte, Elektrolyte
  • eine Urinuntersuchung
  • eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauches
  • eine Computertomographie (CT) des Bauches
  • ein EKG bei Verdacht auf Herzprobleme
  • eine Magen- oder Darmspiegelung

Je nach Ergebnis kann die Betreuung ambulant weitergeführt werden oder der Arzt weist Sie stationär in ein Krankenhaus ein.

Bauchschmerzen bei Kindern


Viele der erwähnten Erkrankungen kommen bei Kindern und Erwachsenen vor. Trotzdem kann man Kinder in der Medizin nicht wie kleine Erwachsene behandeln. Je nach Lebensalter liegen bei ihnen ganz typische eigene Krankheitsbilder vor, die akute oder chronische Bauchschmerzen verursachen können.

Die Säuglingsperiode

In den ersten Lebenswochen und Monaten verursachen Blähungen häufig Bauchschmerzen. Ein Besuch beim Kinderarzt oder bei der Hebamme bestätigt die harmlose Diagnose. Hier werden Sie auch beraten, wie Sie Ihr Baby am besten unterstützen und seine Schmerzen lindern können. Macht das Kind einen deutlich kranken Eindruck, kommen aber auch schwerwiegendere Erkrankungen wie Fehlbildungen des Darms oder eine Invagination infrage. Bei der Invagination stülpen sich zwei Darmabschnitte ineinander und verursachen so große Schmerzen. Ein typisches Symptom für die Erkrankung ist im fortgeschrittenen Stadium das Absetzen von himbeergeleeartigem Stuhlgang. Bringen Sie Ihr Baby dann sofort in die Klinik. Häufig kann der Darm durch einen warmen Einlauf unter Ultraschallkontrolle wieder in seinen Normalzustand versetzt werden. Gelingt dies nicht, wird der kleine Patient operiert.

Kleinkinder und Schulkinder

Nach der Säuglingszeit treten andere Krankheitsbilder in den Vordergrund. Kinder projizieren viele Probleme auf den Bauch. Geben sie Schmerzen um den Bauchnabel an und können problemlos auf einem Bein oder dem Trampolin hüpfen, handelt es sich selten um ein chirurgisches Problem wie den Blinddarm. Hat der Kinderarzt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, eine Verstopfung und eine Infektionskrankheit wie zum Beispiel eine Lungenentzündung oder einen Magen-Darm-Infekt ausgeschlossen, kann es sich auch um funktionelle Bauchschmerzen handeln. Bei bis zu 90 Prozent der Schulkinder mit Bauchschmerzen findet der Kinderarzt kein körperliches Problem. Typische Anzeichen für die sogenannten funktionellen Bauchschmerzen sind eine Häufung kurzer Episoden in einer Woche oder einem Monat, die Schmerzen liegen um den Bauchnabel herum und strahlen nicht aus, die Kinder schlafen nachts ruhig durch, es gibt keine zeitliche Beziehung der Bauchschmerzen zu den Mahlzeiten oder den Tageszeiten. Woher genau diese Erkrankung kommt ist noch unklar.

Wie Sie die Bauchschmerzen wieder loswerden


Da Bauchschmerzen so viele verschiedene Ursachen haben können, kann sich natürlich auch die Behandlung von Fall zu Fall stark unterscheiden. Der behandelnde Arzt wird Sie beraten. Haben Sie nur ein Unwohlsein mit leichten Schmerzen, helfen Sie sich zunächst selbst. Probieren Sie es zum Beispiel mit einer Teemischung aus Pfefferminze, Fenchel, Anis und Kümmel.

Die Naturheilmittel helfen dem Darm sich zu entspannen und leiten eventuelle Blähungen ab. Etwas Wärme durch ein Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche entspannt den Bauch zusätzlich. Auch bei Regelschmerzen wirkt diese Therapie. Bei Verdacht auf eine akute Entzündung im Bauchraum ist Wärme allerdings keine gute Idee. Hören Sie auf Ihren Appetit und essen Sie nur was Sie gut vertragen.

Trinken Sie mindestens 1,5 Liter Wasser oder Tee am Tag. Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt oder Frauenarzt beraten, welche Schmerzmedikamente Sie einsetzen können.

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Quellen anzeigen
  • Max Bärschneider, Kleines Diagnostikon: Differentialdiagnose klinischer Symptome, Walter de Gruyter, Berlin 1996
  • Stephan Illing, Martin Claßen, Klinikleitfaden Pädiatrie, Urban und Fischer, München 2009