Warum macht der Darm Geräusche?


Prinzipiell zeugen Darmgeräusche von einer gesunden Verdauung. Zur Geräuschentwicklung trägt Folgendes bei:

  • Peristaltik: Durch Muskelbewegungen in Magen und Darm (beispielsweise wenn der Speisebrei durch den Darm transportiert wird) entstehen Geräusche. Ein gesundes Verdauungssystem gibt circa 5 bis 10 Darmgeräusche pro Minute ab, denn Magen und Darm sind immer in Bewegung.1
  • Luft in Magen und Darm: Menschen schlucken Luft beim Essen und Sprechen. Außerdem produziert der Organismus die Gase Wasserstoff und Kohlendioxid im Rahmen der Verdauung von Kohlenhydraten. Je mehr Gas sich im Darm befindet, desto lauter sind die Darmgeräusche.

Gewusst? Magenknurren tritt bei leerem Magen auf, Darmgeräusche sind vor allem nach dem Essen zu hören.

Darmgeräusche: Wie klingen sie eigentlich und was könnte die Ursache dafür sein?

Wann macht der Darm zu viele Geräusche?


Hört der Darm überhaupt nicht mehr damit auf, auffallend laute Geräusche von sich zu geben, sprechen Ärzte von Borborygmus. Ständige Darmgeräusche entstehen unter anderem durch verstärkte Darmbewegungen, eine sogenannte Hyperperistaltik.

Typische krankhafte Ursachen sind hier zum Beispiel:

  • Eine von Viren oder Bakterien verursachte Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis), die aufgrund der beschleunigten Peristaltik Durchfall und gelegentlich auch Erbrechen mit sich bringt.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Lactose- (Milchzuckerunverträglichkeit) oder Fructoseintoleranz (Fruchtzuckerunverträglichkeit), durch die sich mitunter der Gasgehalt im Darm drastisch erhöht. Bei der angesprochenen Fructoseintoleranz beispielsweise, ist die Verdauung und Verwertung des Fruchtzuckers im Dünndarm gestört, da wichtige Enzyme im Stoffwechsel fehlen. Notgedrungen übernehmen dann Bakterien im anatomisch weiter unten liegenden Dickdarm die Aufgabe, den Zucker aufzuspalten. Doch bei diesem Prozess entstehen neben Fettsäuren auch Gase – und somit Darmgeräusche, ein Blähbauch und Blähungen.
  • Beim Reizdarmsyndrom, einer funktionellen Störung des Magen-Darm-Systems, gerät die Peristaltik aus dem Rhythmus, was ebenfalls für laute Darmgeräusche verantwortlich sein kann.
  • Womöglich liegt die Ursache für die Geräusche auch in einem mechanischen Hindernis begründet, welches das ungestörte Passieren des Stuhls durch die Darmschlingen behindert. Beispiele, die zu einem Hindernis führen, sind Darmeinstülpungen oder -verschlingungen, Verwachsungen, entzündliche Stenosen (Verengungen) sowie Fremdkörper, die verschluckt wurden.

Sind die Darmgeräusche ununterbrochen mit dem Stethoskop abhorchbar, könnte dies für eine Entzündung des Dünndarms (Enteritis), Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder einen übererregbaren Nervus vagus sprechen. Mit letzterem ist der Nerv gemeint, der die Darmbewegung steuert.

Wann macht der Darm zu wenig Geräusche?


Zu viele Darmgeräusche sind vielleicht manchmal peinlich, aber ein fehlendes Glucksen im Bauch kann lebensgefährlich werden. Hört der untersuchende Arzt trotz Provokation durch Eindrücken des Bauches keine Darmgeräusche, ist dies das Leitsymptom für einen Darmverschluss infolge einer gelähmten Darmmuskulatur.2 Es tritt keine Peristaltik auf und im Bauch des Patienten herrscht die sogenannte (auch von Medizinern so bezeichnete) Grabes- oder Totenstille. Bauchschmerzen kommen nicht oder nur in geringem Ausmaß vor, typisch hingegen ist eine äußerst druckempfindliche Bauchdecke sowie ein stark beeinträchtigter Allgemeinzustand. Die Gründe für den sogenannten paralytischen Ileus – der immer einen medizinischen Notfall darstellt — sind vielschichtig, beispielsweise eine Gallenkolik oder ein zu niedriger Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie).

Um dramatische Komplikationen wie einen Darmwanddurchbruch zu vermeiden, muss der behandelnde Arzt rasch reagieren und die fehlenden Darmgeräusche per Ultraschall oder Röntgen weiter abklären, um den eventuell vorhandenen Darmverschluss zu behandeln.

Aha!

Lassen sich die Darmgeräusche als metallisch klingend beschreiben und sind die Bauchschmerzen stark und wehenartig, liegt möglicherweise eine andere Art des Darmverschlusses vor: Der sogenannte mechanische Ileus ist begründet durch ein mechanisches Hindernis. Der Darm tut in diesem Fall alles dafür, diese Blockade „loszuwerden“, indem er die Peristaltik steigert. Das erklärt auch, warum die Darmgeräusche laut und schnell sind. Im späteren Verlauf, wenn der mechanische womöglich in den paralytischen Ileus übergeht – sind keine Darmgeräusche mehr hörbar.

Diagnose: Wie der Arzt ständige Darmgeräusche abklärt


Wenn Sie Ihren Hausarzt aufgrund von unangenehm lauten Darmgeräuschen aufsuchen, befragt er Sie zunächst ganz genau zu Ihrer Verdauung. Wann und wie oft Sie Stuhlgang absetzen ist ebenso wichtig, wie ein Überblick über Ihre Ernährungsgewohnheiten und bestehende Grunderkrankungen. Auch ob Sie Schmerzen haben oder Medikamente einnehmen, ist interessant für ihn.

Es folgt die körperliche Untersuchung. Der Mediziner nutzt das Stethoskop, um den Bauch abzuhören. Dabei teilt er diesen in vier Quadranten ein und kontrolliert Quantität und Qualität der Geräusche.3 Im Anschluss betastet und beklopft er den Bereich um den Bauchnabel. Auch eine Ultraschalluntersuchung des Bauches oder eine Röntgenaufnahme von Magen und Darm kann Teil der Diagnosefindung sein.

Muss ich wirklich zum Arzt?

In den meisten Fällen sind laute Darmgeräusche kein Grund zur Beunruhigung. Treten jedoch zusätzliche Symptome auf, wie

Behandlung: Wie Sie übermäßige Darmgeräusche wieder loswerden


Grundsätzlich gilt es, organische Erkrankungen von ärztlicher Seite ausschließen beziehungsweise diese entsprechend behandeln zu lassen. Ist dies abgeklärt, stellen Sie sich womöglich die Frage, wie Sie Darmgeräusche verhindern. Versuche, diese bewusst unterdrücken zu wollen, werden leider erfolglos verlaufen. Die rhythmischen, wellenförmigen Bewegungen des Darms sind aktiv nicht kontrollierbar.

Doch Sie können probieren, mit entsprechender Ernährung den unangenehmen Verdauungstönen entgegenzusteuern.

Übermäßige Darmgeräusche lassen sich zum Beispiel oft vermeiden, wenn Sie auf folgende Nahrungsmittel verzichten beziehungsweise diese in Maßen genießen:

  • rohes Obst und Gemüse
  • Kohlsorten, beispielsweise Sauerkraut
  • kohlensäurehaltige Mineralwässer oder Saftschorlen
  • Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen oder Bohnen

Ernährung bei Reizdarm

Bei einem Reizdarm können basische Lebensmittel helfen, eine Übersäuerung des Magen-Darm-Inhalts zu verhindern. Dazu gehören Kartoffeln, Obst, Gemüse und Vollkorn. Was hilft noch?

Das tut dem Magen gut

Trinken Sie warmen Tee oder stilles Wasser zu den Mahlzeiten, um den Darm angenehm zu entspannen. Kennen Sie den Spruch „Gut gekaut ist halb verdaut?“ Vermeiden Sie hektisches Hinunterschlingen von Essen. Bekannte Naturheilärzte wie Dr. Bircher-Benner zählen zu den Vertretern der Auffassung, jeder Bissen müsse dreißigmal gekaut werden, bevor die Nahrung geschluckt wird.4 Für eine gute Verdauung ist es wichtig, sich für die Mahlzeiten Zeit zu lassen. Vermeiden Sie zudem Ablenkung durch Lesen, Fernsehen oder ähnliche Beschäftigungen und konzentrieren Sie sich ganz auf die Nahrungsaufnahme.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1 Flake, Frank/Runggaldier, Klaus: Arbeitstechniken A – Z für den Rettungsdienst. Bildatlas Rettungsdienst. München [u.a.]: Urban & Fischer. 2008. S. 16.
  • 2 Lasserre, Anke (Bearb.): Anamneseerhebung und allgemeine Krankenuntersuchung. Stuttgart [u.a.]: Thieme. 132002. S. 180.
  • 3 Block, Berthold: Gastrointestinaltrakt. Leber, Pankreas und biliäres System. Stuttgart [u.a.]: Thieme. 2006. S. 36.
  • 4 Schmiedel, Volker: Alarm im Darm. Mythos Reizdarm – was Ihrer Verdauung wirklich hilft. Stuttgart: TRIAS Verlag. 32016. S. 86.