Ein schmerzender Bauch ist einer der häufigsten Gründe für die Vorstellung beim Allgemeinmediziner. Schmerzen auf der linken Bauchseite, wobei hier die linke Seite des Patienten gemeint ist, können viele unterschiedliche Ursachen haben. Und jede Ursache drückt sich in einem individuellen Schmerzcharakter aus. Für den Arzt ist dieser von zentraler Wichtigkeit, um eine Diagnose stellen zu können. Die Schmerzen können stechend, dumpf oder auch krampfartig sein und unterschiedlich intensiv auftreten. Um die richtige Behandlung einzuleiten, ist es wichtig, dass Sie dem Arzt die Symptome so genau wie möglich beschreiben.

Ursachen für linksseitige Bauchschmerzen


Der Bauch, medizinisch das Abdomen genannt, vereint diverse Organe in sich. Viel Platz nimmt der Darm mit seinen verschiedenen Abschnitten ein. Der Dünndarm liegt ebenso wie der Dickdarm zu einem erheblichen Teil auf der linken Seite des Bauches. Auch Abschnitte des Magens, die Milz, Teile der Bauchspeicheldrüse (des Pankreas) und Teile des Bauchfells befinden sich links im Ober- und Mittelbauch.

Linksseitige Unterbauchschmerzen treten häufig bei Frauen auf. Es kann sich hier um Erkrankungen der Eierstöcke und der Eileiter handeln. Bei Männern und Frauen befinden sich außerdem die eine Niere und der zugehörige Harnleiter auf der linken Seite des Bauches. Organe außerhalb des Bauchraumes, die linksseitige Bauchschmerzen verursachen können, sind das Herz und die Lunge.

Ursachen aus dem linken Oberbauch

Der Oberbauch ist der Bereich oberhalb der Bauchnabelhöhe bis zu den Rippenbögen. Schmerzt es hier, können folgende Erkrankungen dahinterstecken.

  • Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis): sehr ausgeprägte wiederkehrende Schmerzen, die bis in den Rücken ausstrahlen können, häufig in Kombination mit einem ungewollten Gewichtsverlust und Durchfällen
  • Bauchfellentzündung (Peritonitis): starker Erschütterungsschmerz, auch Schmerzen in Ruhe
  • Magengeschwür: Schmerzen in Verbindung mit der Nahrungsaufnahme oder konstante stechende Schmerzen
  • Schwellungen der Milz zum Beispiel durch eine Infektionserkrankung oder Blutkrebs
  • Verletzung der Milz nach einem Bauchtrauma
  • Nierenbeckenentzündung der linken Niere oder Nierensteine in der linken Niere und dem linken Harnleiter
  • die in Deutschland seltene Nierentuberkulose
  • Lungenentzündung des unteren linken Lungenabschnitts
  • Herzinfarkt

Ursachen aus dem linken Unterbauch

Eine häufige Ursache für Schmerzen im linken Unterbauch ist die Divertikulitis. Im Rahmen dieser Erkrankung entzünden sich kleine Ausstülpungen der Schleimhaut des Dickdarms, die sogenannten Divertikel. Viele Menschen entwickeln mit zunehmendem Alter diese Veränderungen der Darmwand und bemerken sie gar nicht. Ursachen für die Divertikulose sind zum Beispiel eine vererbte Schwäche des Bindegewebes sowie der Alterungsprozess der Muskulatur und der Nervenzellen der Darmwand. Erhöhter Druck im Dickdarm bei Verstopfung belastet dann den geschwächten Darm zu stark und er bildet die kleinen Divertikel, er „leiert“ quasi aus. Bei einigen Betroffenen nisten sich Bakterien in den kleinen Ausstülpungen ein und führen so zum Krankheitsbild der Divertikulitis. Mediziner behandeln die Erkrankung medikamentös, durch eine Ernährungsumstellung oder im Extremfall operativ.

Weitere Ursachen aus dem linken Unterbauch

Auch eine Blasenentzündung kann linksseitig schmerzen, obwohl die Harnblase mittig im Unterbauch liegt. Ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen kommt zu den Unterleibsschmerzen hinzu. Liegt der Blinddarm an einer ungewohnten Stelle, kann auch seine Entzündung für stechende Unterbauchschmerzen auf der linken Seite verantwortlich sein.

Ursachen für linksseitige Unterbauchschmerzen bei Frauen

  • Mittelschmerz zur Zeit des Eisprungs in der Mitte des Monatszyklus
  • krampfartige Schmerzen der Gebärmutter während der Menstruation
  • Dehnung der Gebärmutterbänder in der Frühschwangerschaft
  • Myome
  • Endometriose
  • Entzündung der Gebärmutter
  • Entzündung von Eierstock und Eileiter
  • Eileiterschwangerschaft

Ursachen für linksseitige Unterbauchschmerzen bei Männern

Männer, die an linksseitigen Unterleibsschmerzen leiden, können zum Beispiel an einer Prostataentzündung erkrankt sein. Meist berichten die Betroffenen zusätzlich von Schmerzen beim Wasserlassen. Auch die Samenblase kann sich schmerzhaft entzünden und ähnliche Beschwerden auslösen.

Häufige Beschwerden im Zusammenhang mit linksseitigen Bauchschmerzen


Bauchschmerzen auf der linken Seite können sich ganz unterschiedlich anfühlen. Stechend, dumpf oder krampfartig quälen sie die Betroffenen dauerhaft oder anfallsweise. Mögliche Begleitsymptome sind:

Der behandelnde Arzt muss in den ersten Minuten entscheiden, ob ein Notfall vorliegt oder ob er die Beschwerden in Ruhe abklären kann. Warnsignale, die eine rasche Diagnose und Therapie notwendig machen, sind zum Beispiel sehr stark ausgeprägte Bauchschmerzen, die plötzlich wie aus dem Nichts auftreten. Kommen Kreislaufsymptome hinzu wie Schwindel, Blässe, sowie Übelkeit und Schweißausbrüche, ist Eile geboten. Leiden Sie an schwachen Bauchschmerzen ohne weitere bedrohlich wirkende Symptome, geben Sie Ihrem Körper ein oder zwei Tage Zeit. Häufig entspannt sich die Situation ganz von alleine.

Wie der Arzt die Diagnose bei linksseitigen Bauchschmerzen findet


Die Diagnose von Bauchschmerzen erfordert ein umsichtiges Vorgehen. Im Gespräch zur Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese), möchte Ihr Arzt alle Details zu Ihren Schmerzen und zu Ihren Lebensumständen sowie zu Ihrem Gesundheitszustand erfahren. Überlegen Sie schon im Vorfeld genau, wann die Beschwerden begonnen haben, ob der Schmerz durchgängig zu spüren ist und ob Sie einen Zusammenhang mit enger Kleidung, der Einnahme von Mahlzeiten oder dem weiblichen Monatszyklus erkennen können. Leiden Sie an Begleitsymptomen? Sind Sie eventuell schwanger?

Die körperliche Untersuchung

Es folgt die genaue körperliche Untersuchung. Der Arzt wird sich besonders eingehend mit Ihrem Bauch befassen. Alleine durch das Abhören der Darmgeräusche und das Abtasten der linksseitigen Bauchorgane kann der Mediziner wertvolle Hinweise auf die richtige Diagnose erhalten. Bei dem Verdacht auf eine akute Entzündung ist die sogenannte Abwehrspannung interessant. Durch eine reflektorische Anspannung der Bauchdecke schützt sich der Körper vor Druck von außen. Ist das Bauchfell gereizt, fällt der sogenannte Loslassschmerz auf. Das Phänomen entsteht durch Zug am entzündeten und sehr empfindlichen Bauchfell, wenn der Arzt den Bauch erst eindrückt und dann plötzlich loslässt.

Laboruntersuchung und Bildgebung

Mögliche weiterführende Untersuchungen, die die erste Verdachtsdiagnose des Arztes eingrenzen können, sind zum Beispiel:

  • eine Blutuntersuchung mit Entzündungswerten sowie Werten der Bauchspeicheldrüse, der Nieren und des gesamten Stoffwechsels
  • eine Untersuchung des Urins um Nierenerkrankungen aufzudecken
  • eine orientierende Untersuchung des Bauches mit Ultraschall
  • eine Computertomografie (CT) des Bauches
  • eine Magen- oder Darmspiegelung
  • ein EKG bei Verdacht auf eine Herzerkrankung

Therapie der linksseitigen Bauchschmerzen


Welchen Behandlungsplan der Arzt bei linksseitigen Bauchschmerzen aufstellt, hängt von der Ursache der Beschwerden ab. Von Schonkost über den Einsatz von Antibiotika bis hin zu einer Operation gibt es viele Möglichkeiten. Wenden Sie Schmerzmittel als Selbstmedikation nur über wenige Tage an. Bestehen die Schmerzen weiterhin, holen Sie sich zur Sicherheit Rat bei Ihrem Hausarzt. Er kann Ihnen auch sagen, welches Schmerzmedikament für Sie am wirksamsten ist.

Tipps und Hausmittel


Hat der Arzt ernste organische Ursachen für Ihre linksseitigen Bauchschmerzen ausgeschlossen, können Sie selbst etwas gegen die Beschwerden tun. Versuchen Sie zunächst, Stress und ungesunde Angewohnheiten wie den Konsum von Alkohol und Nikotin zu reduzieren. Bewegen Sie sich regelmäßig an der frischen Luft. Achten Sie auf eine gesunde Vollkost mit wenig Fett und ausreichend Ballaststoffen. Schlafen Sie genug. Ein bekanntes Hausmittel gegen leichte Bauchschmerzen ist die Teemischung aus Anis, Fenchel, Kümmel und Pfefferminze. Trinken Sie bis zu drei Tassen über den Tag verteilt. Winde gehen so leichter ab und der Magen beruhigt sich. Auch Wärmeanwendungen von außen können helfen. Legen Sie sich eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen auf den Bauch. Bei einer akuten Entzündung im Bauch ist Wärme allerdings kontraindiziert.

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Quellen anzeigen
  • Gerd Herold, Innere Medizin, Selbstverlag, Köln 2012
  • Max Bärschneider, Kleines Diagnostikon: Differentialdiagnose klinischer Symptome, Walter de Gruyter, Berlin 1996