In Deutschland leidet ungefähr die Hälfte der Menschen über 50 Jahren an vergrößerten Hämorrhoiden. Männer sind häufiger von den unangenehmen Beschwerden am Po betroffen als Frauen. Die ständig präsente Werbung für lindernde Salben und andere Medikamente zeigt, wie wichtig das Thema ist. Was aber sind Hämorrhoiden – oder genauer: Hämorrhoidalleiden – und wie entstehen die Probleme, die verursachen können?

Funktion von Hämorrhoiden


Der Enddarm besitzt einen sogenannten Schwellkörper, um den After zwischen den Stuhlgängen abzudichten. Ein wichtiger Teil dieser Struktur sind viele kleine Blutgefäße, die schwammartig zusammengeknäult innen um den After gruppiert sind. Gefäßpolster, besser bekannt als Hämorrhoiden. Entspannt sich der Schließmuskel am Darmausgang, entleeren sich die kleinen Blutgefäße und lassen den Stuhl passieren. Nach dem Stuhlgang steigt der Druck im Muskel wieder und das Blut fließt zurück in das Gefäßkissen. Der After ist wieder abgedichtet.

In gesundem Zustand werden die Hämorrhoiden gar nicht bemerkt. Erst wenn sie aus verschiedenen Gründen beginnen sich zu vergrößern, leidet der Patient plötzlich an Symptomen. Typische Beschwerden sind Schmerzen und Juckreiz am After, Brennen und ein nässendes Gefühl. Beim Abwischen nach dem Toilettengang können Spuren von hellrotem Blut am Papier sichtbar sein. Als wichtigste Ursache für vergrößerte Hämorrhoiden nennen Mediziner das übermäßige Pressen beim Absetzen von Stuhl. Der ständige Druck erweitert die empfindlichen Blutgefäße, die mit Knotenbildung reagieren und sich langsam vergrößern.

Formen von Hämorrhoiden (Hämorrhoidalleiden)


Echte vergrößerte Hämorrhoiden liegen innen an der Grenze zwischen After und Mastdarm. Bei inneren Hämorrhoiden handelt es sich um arterielle Blutgefäße. Im Volksmund werden sogenannte Perianalthrombosen (kleine Blutgerinnsel in den Venen des Afters) häufig "äußere Hämorrhoiden" genannt. Sie sind äußerlich sichtbar und führen bei Betroffenen häufig zu Schamgefühlen. Sie entstehen in venösen Blutgefäßen des Schließmuskelsystems und haben nichts mit den eigentlichen Hämorrhoiden zu tun.

Ärzte unterteilen Hämorrhoidalleiden in verschiedene Schweregrade:

  • Grad 1 tritt am häufigsten auf. Hier sind die vergrößerten Gefäßpolster noch nicht tastbar und können nur mithilfe einer Spiegelung des Analkanals (Proktoskopie) diagnostiziert werden.
  • Grad 2 liegt vor, wenn sich die Hämorrhoiden durch den erhöhten Druck beim Pressen nach außen verlagern, aber im Anschluss selbstständig wieder in den Analkanal zurückgleiten.
  • Grad 3 beinhaltet Hämorrhoiden, die sich durch Druck nach außen verlagern, aber nur mit Hilfe wieder in den Analkanal zurückschieben lassen.
  • Grad 4 bezeichnet Hämorrhoiden, die bereits äußerlich am After sichtbar sind. Der Patient kann die Gefäßerweiterungen nicht mehr in den Analkanal zurückschieben.

Sonderfall: Hämorrhoiden in der Schwangerschaft

Erwartet eine Frau ein Kind, verändert sich ihr Körper. Für die Hämorrhoiden bedeuten die neuen Blutdruckverhältnisse und der zunehmende mechanische Druck durch die wachsende Gebärmutter besonderen Stress. Schwangerschaftshormone entspannen die Gefäße zusätzlich. Viele Schwangere leiden an Verstopfung und unter der Geburt sorgen die Presswehen für eine maximale Belastung des Beckenbodens und seiner Blutgefäße. Bis zu 50 Prozent der Frauen berichten in der Schwangerschaft und nach der Geburt von Beschwerden durch vergrößerte Hämorrhoiden. Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Ratgeber Hämorrhoiden in der Schwangerschaft.

Ursachen für die Entstehung von vergrößerten Hämorrhoiden


Wissenschaftler gehen davon aus, dass verschieden Faktoren zusammenkommen müssen, um eine Vergrößerung der Hämorrhoiden auszulösen. Die wichtigste Ursache scheint starkes Pressen auf der Toilette zu sein. Menschen, die an chronischer Verstopfung leiden, haben daher ein besonders hohes Risiko, an einem Hämorrhoidalleiden zu erkranken. Der hohe Druck, der sich im Bauchraum aufbaut (die sogenannte Bauchpresse), füllt die Hämorrhoidalgefäße mit zu viel Blut.

Außerdem fließt das Blut durch den erhöhten Druck schlechter ab und dehnt die Blutgefäße immer wieder. Sie verlieren nach und nach ihre natürliche Elastizität und bilden Aussackungen oder Knoten. Neben dem erhöhten Druck im Bauchraum kann auch ein häufiges Absetzen von Stuhlgang vergrößerte Hämorrhoiden verursachen. Menschen, die an chronischem Durchfall leiden oder Abführmittel missbrauchen, sind diesem Risiko ausgesetzt.

Erbliche Veranlagung als Ursache

Manche Menschen scheinen anfälliger für ein Hämorrhoidalleiden zu sein als andere. Wissenschaftler sehen hier eine erbliche Veranlagung, die schon von Anfang an in den Genen für die Beschaffenheit des Bindegewebes verankert ist. Mit zunehmendem Lebensalter verliert das menschliche Gewebe an Festigkeit, sodass das Risiko für erweiterte Hämorrhoiden mit dem Alter steigt.

Zusätzliche Risikofaktoren für die Entstehung von vergrößerten Hämorrhoiden

Ein erhöhter Druck im Bauchraum entsteht nicht nur durch das Pressen beim Absetzen von Stuhl. Auch regelmäßiges Krafttraining, chronischer Husten oder massives Übergewicht kann vergrößerte Hämorrhoiden verursachen. Menschen, die häufig lange Zeit auf der Toilette verbringen, eventuell auch mit der Zeitung oder dem Smartphone, sind dieser Gefahr ebenfalls ausgesetzt. Weitere mögliche Risikofaktoren sind zum Beispiel ein Herz, das zu schwach pumpt (Herzinsuffizienz), oder eine Leberzirrhose. In beiden Fällen steigt der Blutdruck im Bauchraum und das Blut staut sich in den Hämorrhoiden.

Symptome bei Hämorrhoidalleiden


Die Erkrankung macht sich nicht immer gleich durch Symptome bemerkbar. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie vergrößerte Hämorrhoiden haben. Mit der Zeit nimmt die Ausprägung zu, wenn die Ursache bestehen bleibt. Es treten erste erkennbare Anzeichen auf, die den Betroffenen dazu veranlassen, zum Arzt zu gehen. Nur der Mediziner kann nach einer endoskopischen Untersuchung sagen, wie weit die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Außerdem stellt der Arzt fest, ob es sich tatsächlich um Hämorrhoiden handelt oder um eine ähnliche Erkrankung wie die Analvenenthrombose.

Zu den typischen Symptomen, die im Zusammenhang mit vergrößerten Hämorrhoiden auftreten, zählen:

  • Ein entzündungsbedingter Juckreiz: Vergrößerte Hämorrhoiden können durch eine Entzündungsreaktion Sekrete abgeben, die die Haut um den Anus herum irritieren. Mögliche Folgen sind ein unangenehmes Brennen, Juckreiz oder nässende Hautstellen. Menschen, die zu Ekzemen neigen, entwickeln eventuell ein Analekzem
  • Das Schmieren von Stuhl: Dichten die Hämorrhoiden den Darmausgang nicht mehr sauber ab, kann der Betroffene immer wieder etwas Stuhl oder Schleim verlieren.
  • Die hellrote Blutung: Vergrößerte Hämorrhoiden reißen häufig in beim Toilettengang ein und verursachen eine diskrete oder stärker ausgeprägte hellrote Blutung. Dem Patienten fallen die Blutspuren am Toilettenpapier oder auf dem abgesetzten Stuhlgang auf. Schmerzen verspürt er im Regelfall nicht.
  • Ein Fremdkörpergefühl: Haben sich die Hämorrhoiden bereits deutlich erweitert und knotig verändert, können sie sich durch den After nach außen vorwölben. Der Patient kann das unangenehme Gefühl bekommen, einen Fremdkörper im Analkanal zu spüren. Der Enddarm scheint sich nie richtig zu entleeren. Eventuell muss der Betroffene die herausgetretenen Hämorrhoiden nach dem Stuhlgang wieder zurück in den Körper schieben.

Komplikationen, die im Zusammenhang mit vergrößerten Hämorrhoiden auftreten können


Sind die Hämorrhoiden aus dem Darmausgang herausgetreten, können sie abgeschnürt werden. Das Risiko für ein Blutgerinnsel in einem abgeklemmten Gefäß ist deutlich erhöht. Eine Thrombose in einem Gefäß des Hämorrhoidalgeflechts kann mit Blutungen und Schmerzen einhergehen. Zusätzlich steigt das Risiko für einen schmerzhaften Riss in der Analschleimhaut (Analfissur) sowie eine Anämie (Blutarmut) durch regelmäßige Blutungen aus den vergrößerten Hämorrhoiden.

Wie vergrößerte Hämorrhoiden behandelt werden können


Für Erkrankungen des Darmausgangs fühlen sich unterschiedliche Fachärzte zuständig. Nach dem ersten Gang zum Hausarzt wird Sie dieser zu einem Proktologen, einem Gastroenterologen oder einem Chirurgen überweisen. Die Mediziner behandeln die Hämorrhoiden auf unterschiedliche Weise. Ihr Hausarzt wird Ihnen helfen, sich für den individuell richtigen Weg zu entscheiden. Zunächst sollten Sie aber Ihre Ernährungs- und Stuhlganggewohnheiten hinterfragen und sich zu einem gesunden Umgang mit Ihrem Darm informieren. Beginnen Sie mit mehr Bewegung und einer Steigerung Ihrer Trinkmenge auf 1,5 bis 2 Liter Wasser oder Kräutertee am Tag.

Medikamente

Es besteht die Möglichkeit, die unangenehmen Symptome wie Schmerzen und Juckreiz, die durch vergrößerte Hämorrhoiden hervorgerufen werden, mit Medikamenten in Form von Salben oder Zäpfchen zu lindern. Entzündungshemmung und örtliche Betäubung steht hier im Vordergrund. Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Ratgeber über Hausmittel, Salben und Sitzbäder gegen Hämorrhoiden.

Operative Behandlung

Ärzte setzen verschiedene operative Verfahren ein, um vergrößerte Hämorrhoiden zu entfernen. Dazu zählen die Sklerosierung (Verödung), die Gummibandligatur und die Hämorrhoidektomie.

Verödung von vergrößerten Hämorrhoiden

Bei Patienten mit vergrößerten Hämorrhoiden ersten oder zweiten Grades kann eine Verödung der erkrankten Gefäße Abhilfe schaffen. Ärzte sprechen von einer Sklerosierung. Der behandelnde Mediziner injiziert eine Flüssigkeit (z.B. Zinkchlorid) in die betroffenen Hämorrhoiden und unterbindet so den Blutfluss. Der Organismus baut die verödeten Gefäße zu Bindegewebe um.

Gummibandligatur

Eine gebräuchliche Methode ist auch die Hämorrhoiden- oder Gummibandligatur. Der Arzt bindet einzelne erkrankte Hämorrhoiden mit einem dünnen chirurgischen Gummiband ab und stoppt so die Durchblutung. Nach kurzer Zeit stirbt das unversorgte Gewebe ab und die Hämorrhoide löst sich nach wenigen Tagen. Die Wundheilung dauert circa drei Wochen. Patienten mit Hämorrhoiden zweiten und dritten Grades profitieren von einer Gummibandligatur. Schmerzen und Komplikationen (Blutung, Infektion) treten nur selten auf. Allerdings berichten circa 25 Prozent der behandelten Patienten von einer erneuten Hämorrhoidenentwicklung nach der Ligatur.

Operative Entfernung der Hämorrhoiden (Hämorrhoidektomie)

Haben Verödung und Ligatur nicht geholfen oder sind die erweiterten Hämorrhoiden bereits in den vierten Krankheitsgrad fortgeschritten, kann der Arzt eine operative Entfernung der erkrankten Gefäße empfehlen. Der medizinische Begriff für diese Operation lautet Hämorrhoidektomie. Ihr Ziel ist die Normalisierung des Blutflusses in der Region um den Darmausgang.

Schlechte Voraussetzungen für eine Operation der vergrößerten Hämorrhoiden sind akute und chronische Entzündungen im Analbereich sowie Thrombosen der empfindlichen Gefäße. Eine operative Entfernung kann erst nach einer erfolgreichen Behandlung und dem Abklingen der Symptome erfolgen. Generell trifft der behandelnde Arzt bei jedem Patienten eine individuelle Einschätzung, welche Behandlungsmethode erfolgversprechend ist.

Verlauf einer Hämorrhoiden-Erkrankung


Hämorrhoiden können die Lebensqualität einschränken, sind aber nicht lebensbedrohlich und haben eine gute Heilungsprognose. Werden sie frühzeitig erkannt, stehen dem Betroffenen verschiedene Therapiemethoden zur Verfügung. Haben Sie den Verdacht, an vergrößerten Hämorrhoiden erkrankt zu sein, sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt. Wenn Sie das Problem ignorieren, wird die Behandlung immer schwieriger. Hämorrhoiden können sich über einen Zeitraum von Jahren langsam entwickeln.

Wie Sie vergrößerten Hämorrhoiden vorbeugen können


  • Eine gesunde Ernährung mit einem hohen Ballaststoffanteil ist eine gute Voraussetzung für einen gesunden Darm.
  • Trinken Sie 1,5 bis 2,5 Liter Wasser oder Kräutertee am Tag und bewegen Sie sich ausreichend.
  • Vermeiden Sie Lebensmittel, die zu Verstopfung führen können. Hier stehen Weißmehlprodukte, Schokolade, schwarzer Tee und Kartoffeln ganz oben auf der Liste.
  • Streben Sie Ihr persönliches Idealgewicht an.
  • Verbringen Sie genügend Zeit auf der Toilette, um entspannt Stuhlgang abzusetzen. Pressen Sie so wenig wie möglich und bleiben Sie nicht unnötig lange auf dem stillen Örtchen sitzen.
  • Verzichten Sie möglichst auf Abführmittel, auch auf pflanzliche Varianten.
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Quellen anzeigen
  • Henning Rohde, Lehratlas der Proktologie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007
  • Ernst Stein, Proktologie: Lehrbuch und Atlas, Springer Verlag, Heidelberg 2013