Wann ist eine leichte Vollkost sinnvoll?


Viele verschiedene Nahrungsunverträglichkeiten und Erkrankungen können Magen und Darm zusetzen. In diesem Fall kann eine spezielle, gut verträgliche Ernährung, die unser Verdauungssystem beruhigt und nicht weiter aufwühlt, sinnvoll sein.

Empfohlen wird eine Schonkost beispielsweise bei:

  • Magen-Darm-Grippen
  • Reizmagen und Reizdarm
  • chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
  • unspezifische Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Lebensmitteln (wie glutenhaltiges Brot) oder Getränken (zum Beispiel Milch)
  • funktionellen Magenbeschwerden (sogenannter nervöser Magen)
  • Entzündungen der Magenschleimhaut (Gastritis)
  • und Dünndarmschleimhaut
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren (Ulcus)
  • Erkrankungen der Leber (beispielsweise Fettleber oder dem Anfangsstadium einer Leberzirrhose)
  • Gallenwegs- und Gallenblasenentzündungen sowie Gallensteinen
  • chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Aber auch Menschen, die einen sehr empfindsamen Verdauungstrakt haben und häufig an Verdauungsproblemen wie Sodbrennen, Blähungen oder Durchfall leiden, können von einer Schonkost profitieren.

Welche Lebensmittel sind erlaubt, welche nicht?


Leichte Kost bedeutet, dass im Gegenteil zu „normaler Kost“ auf Zutaten verzichtet wird, die erfahrungsgemäß bei vielen Menschen Unverträglichkeiten auslösen. Aber bei welchen Lebensmitteln ist Vorsicht geboten? Und bei welchen dürfen Sie beherzt zugreifen?

Diese Lebensmittel sollten Sie meiden

Vorneweg: Die Verträglichkeit von Speisen kann sehr unterschiedlich sein. Was dem einen Patienten gut bekommt, kann bei dem anderen zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Dennoch gibt es einige Lebensmittel, die bei vielen Menschen auf der schwarzen Liste stehen und daher gemieden werden sollten. Dazu zählen beispielsweise:

  • Milchprodukte: vollfette(r) Milch und Joghurt, Sahne, sehr fetthaltige Käsesorten
  • Getreideprodukte: frisches Brot, grobes Vollkornbrot, Hartweizennudeln
  • Getränke: Alkohol, Kaffee, kohlensäurehaltige Getränke
  • Gemüse: Zwiebeln, Paprika, Hülsenfrüchte, Oliven, Kohl
  • Obst: frische Zitrusfrüchte, unreifes Obst, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, Ananas, Trockenfrüchte
  • Fleisch/Fisch: Ente, Gans, Aal, Heringe, Lachs, geräuchertes oder gepökeltes Fleisch

Allgemein sollten sehr fettige Speisen wie Fast-Food oder Sahnetorten sowie die Verwendung scharfer Gewürze vermieden werden. Zudem vertragen Menschen mit einem empfindlichen Magen manchmal direkt vor dem Schlafengehen keine Rohkost, weil diese viele Ballaststoffe enthalten und durch die mangelnde Bewegung die Bekömmlichkeit gemindert wird.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie grundsätzlich auf frisches Obst und Gemüse verzichten sollten, da diese auch viele wichtige Vitaminen enthalten. Am besten Sie probieren selbst aus, welches Gemüse und wieviel davon Ihnen Gut tut.1

Gut zu wissen:

Die Verträglichkeit von Lebensmitteln hängt sehr stark von der Verweildauer im Magen ab. Während flüssige oder breiige Speisen nur etwa 1 Stunde im Magen verbleiben, benötigt sehr fettes und scharf gebratenes Fleisch etwa 5 Stunden, bis es verdaut ist. Aber auch die Konsistenz spielt eine Rolle: So ist beispielsweise Brot aus fein gemahlenem Vollkornmehl viel bekömmlicher als grobes Vollkornbrot.2

Diese Lebensmittel dürfen Sie essen

Sie können sich nicht so recht mit einer Haferschleimsuppe oder Zwieback anfreunden? Keine Angst, es gibt genügend Lebensmittel, die gut verträglich und gleichzeitig leicht verdaulich sind. Dazu gehören:

  • Milchprodukte: fettarme(r) Milch und Joghurt, milde Käsesorten
  • Getreideprodukte: Haferflocken, Knäckebrot, Hirse, Bulgur, Reis
  • Getränke: stilles Wasser, milde verdünnte Säfte, schwarzer Tee, Kamillentee, Brühe
  • Gemüse: Karotten, Kartoffeln, Zucchini, Auberginen, Kürbis, Spinat
  • Obst: ausgereiftes Obst wie Bananen, Äpfel, Birnen, Melonen, Beeren
  • Fleisch/Fisch: mageres Kalb-, Rind- und Geflügelfleisch, Seelachs, Zander, Kabeljau, Dorsch, fettarme Wurstsorten, gekochter Schinken

Frühstückstipp: Porridge mit Obst

Porridge ist ein richtiger Bauchschmeichler, mit dem Sie ganz leicht in den Tag starten können. Dafür benötigen Sie nur etwa 40 Gramm Haferflocken, 200 Milliliter Wasser, eine Prise Salz, wahlweise etwas Zimt und Obst wie Bananen, Beeren oder einen Apfel.

Zubereitung

  • Bringen Sie etwa eine Tasse Wasser zum Kochen und fügen Sie dann die Haferflocken und das Salz hinzu.
  • Rühren Sie solange um, bis das Ganze eine breiige Konsistenz hat.
  • Dann können Sie einen Apfel hineinreiben oder eine reife, zerquetsche Banane hineingeben. Zusätzlich ist es möglich, noch weiteres Obst oder etwas Zimt zuzugeben. Guten Appetit!

Teepause bei einer akuten Magen-Darm-Erkrankung


In einigen Fällen, zum Beispiel bei einem akuten Magen-Darm-Infekt, behalten Betroffene oftmals überhaupt keine Nahrung bei sich. Dann kann es sinnvoll sein, eine „Teepause“ einzuhalten. Die Idee dahinter ist folgende: Je weniger Sie Ihr Verdauungssystem reizen, desto schneller wird Ihr Körper mit dem Virus fertig. Gönnen Sie Ihrem Magen-Darm-Trakt also etwas Ruhe und nehmen Sie zunächst nur warmen Tee schlückchenweise zu sich. Beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt wirken beispielsweise Kamillen- und Pfefferminztee.

Gerade wenn Sie an Erbrechen und/oder sehr wässrigem Durchfall leiden, sollten Sie viel trinken, um ein Austrocknen zu vermeiden. Da Ihr Körper nicht nur Wasser, sondern auch wertvolle Elektrolyte verliert, fügen Sie zu dem Tee am besten etwas Traubenzucker und Salz hinzu.

Rezept für eine Rehydratationslösung (angelehnt an die Empfehlung der WHO):³

150 ml Wasser oder Tee (Schwarztee, Kamillentee) + 4 g Traubenzucker + 1 Prise Salz

Vertragen Sie Flüssigkeit, können Sie die Schonkost in Richtung Nahrung erweitern. Besonders bei Kindern ist es wichtig, nicht zu lange mit dem Nahrungsaufbau zu warten. Der Körper benötigt die Zufuhr von Nährstoffen, um die Erkrankung erfolgreich zu bekämpfen. Der nächste Schritt kann zum Beispiel eine Schleimsuppe aus Haferflocken, Wasser und etwas Salz oder aus Reisschleim sein. Sobald Sie diese Ernährung vertragen, ergänzen Sie die Suppe beispielsweise mit mild gekochtem Gemüse wie Karotten oder mager gekochtem Fleisch.

Hören Sie auf Ihren Magen-Darm-Trakt und passen Sie den Kostaufbau schrittweise an. Sobald Sie diese Nahrung gut vertragen, also weder Erbrechen noch Durchfall weiter auftreten, können Sie einen Versuch mit weiteren verträglichen Lebensmitteln wagen.

Leichte Kost: Weitere Tipps


Ergänzend zu der Wahl verträglicher Lebensmittel können Sie noch weitere Therapiemaßnahmen ausprobieren, um Ihren Verdauungsorganen etwas Gutes zu tun:

  • Wählen Sie eine schonende Zubereitungsart: Frittierte oder scharf gebratene Speisen sind für den Magen meist weniger bekömmlich. Besser Sie dämpfen, dünsten oder schmoren Gemüse kurz.4 Bei einigen Gemüsesorten wie Karotten steigt dadurch sogar der Gehalt an Nährstoffen.
  • Essen Sie lieber mehrmals über den Tagen kleine Portionen und dafür regelmäßig. Magen und Darm kommen damit besser zurecht als mit wenigen großen Mahlzeiten.
  • Kauen Sie langsam: Gerade wenn wir „nebenbei“ zum Beispiel beim Fernsehen essen, tendieren wir dazu, die Mahlzeiten herunter zu schlingen. Essen Sie daher bewusst und nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit.
  • Integrieren Sie viele Ballaststoffe in Ihren Speiseplan: Ballaststoffe sind zum Beispiel Pektine, Zellulose, Hemizellulose und Pentosane. Sie quellen im Darm in der Kombination mit Wasser auf, erhöhen das Stuhlvolumen und regen die Darmbewegungen (Peristaltik) an. Sie unterstützen die gesunde Darmflora und binden Schadstoffe, Cholesterin sowie Gallensäuren. Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Ballaststoffen bleiben lange im Magen und steigern so das Sättigungsgefühl. Greifen Sie daher regelmäßig zu Obst, Gemüse und Produkten aus feingemahlenem Vollkornmehl, die reich an Ballaststoffen sind. Vergessen Sie nicht, etwa 1,5 Liter Wasser am Tag zu trinken,5 da den Ballaststoffen sonst nicht genügend Flüssigkeit zum Quellen zur Verfügung steht.

Wichtig!

Erkrankungen, die von längerer Dauer sind, können nicht mit wenigen Tagen Schonkost behandelt werden. Das Reizdarmsyndrom, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, der gastroösophageale Reflux und Lebensmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie haben einen anderen Anspruch an die Ernährung. Gehören Sie zu den Betroffenen, wird Ihr Arzt Ihnen eine umfassende Ernährungsberatung empfehlen. Auch wenn sich Ihre akuten Beschwerden nicht nach wenigen Tagen deutlich bessern, sollten Sie einen Spezialisten aufsuchen.

Was ist Schonkost?


Eine Schonkost ist eine spezielle Ernährungsform, die bei Magen-Darm-Beschwerden oder Erkrankungen angewandt werden kann. Statt „Schonkost“ ist heute jedoch der Begriff „leichte Vollkost“ gebräuchlicher. Streng reglementierte Diäten empfehlen Gastroenterologen hingegen kaum mehr, da durch das Verbot zahlreicher Lebensmittel eine Mangel- oder Unterernährung befürchtet wird.6

Mit einer leichten Vollkost ist eine vollwertige Ernährung gemeint, die die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen gewährleistet und den täglichen Energiebedarf deckt. Es sollen lediglich Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen werden, die bei mehr als 5 Prozent der Bevölkerung unspezifische Unverträglichkeiten auslösen.7 Ziel des Verzichts ist es, das Verdauungssystem zu entlasten.

Auf den Punkt gebracht: Die Schonkost…

  • … deckt den täglichen Bedarf an Nährstoffen.
  • … ist gut verträglich.
  • … orientiert sich an ernährungsmedizinischen Erkenntnissen.
  • … berücksichtigt den individuellen Energiebedarf.
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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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