Wann ist von Durchfall die Rede?


Durchfall (Diarrhö) wird definiert als Stuhlgang von verminderter bis flüssiger Konsistenz, der öfter als drei Mal am Tag auftritt.1 Die Stuhlmenge beträgt bei Diarrhö mehr als 250 Gramm am Tag. Dabei kann Durchfall sowohl in einer akuten als auch chronischen Form auftreten. Beschränkt sich die Dauer auf maximal zwei Wochen, ist von einem akuten Durchfall die Rede. Darüber hinaus handelt es sich um eine chronische Diarrhö.2

Ist Durchfall ansteckend?

Das kommt darauf an, welcher Auslöser dahintersteckt. Denn Durchfall ist keine selbstständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das im Rahmen verschiedener Grunderkrankungen auftreten kann. Häufig ist Durchfall auf eine Infektion im Magen-Darm-Bereich zurückzuführen, die oftmals durch Viren ausgelöst wird – und diese sind durchaus ansteckend.

Darüber hinaus kommen aber auch weitere Ursachen infrage, so zum Beispiel ein Reizdarm (funktionelle Störung des Darms), eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten, beispielsweise eine Glutenintoleranz. Auch wer Alkohol auf leerem Magen beziehungsweise in großen Mengen trinkt, muss mit Durchfall rechnen. In diesen Fällen besteht keine Ansteckungsgefahr.

Die zugrundeliegende Erkrankung bestimmt in der Regel, wie lange der Durchfall andauert. So kann es beispielsweise bei Reizdarm oder CED zu chronischem Durchfall kommen, wenn die auslösende Ursache nicht behoben wird. Für gewöhnlich ist eine akute Diarrhö, die zum Beispiel auf eine Infektion zurückzuführen ist, innerhalb von ein paar Tagen ausgestanden.

Wann zum Arzt?

Eine einfache Durchfallerkrankung vergeht meist von allein wieder und es bedarf in der Regel keinen Arztbesuch. In bestimmten Fällen ist es aber wichtig, einen Mediziner aufzusuchen. Das gilt unter anderem bei

  • länger anhaltendem und/oder starkem Durchfall,
  • Blut im Stuhl,
  • weiteren Beschwerden wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Schmerzen.

Die richtige Ernährung: Wie Sie Ihren Darm bei Durchfall unterstützen


Bei einem leichten Durchfall sind Medikamente in der Regel nicht notwendig. Stattdessen setzt die Therapie zunächst bei Ihrer Ernährung an. Dabei müssen Sie keine strenge Diät einhalten. Viel wichtiger ist es, beim Essen auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Und das buchstäblich: Hören Sie auf Ihren Körper und probieren Sie vorsichtig aus, welche Nahrungsmittel Ihnen guttun und welche die Symptome verschlimmern.

Trotzdem gibt es Erfahrungswerte aus der Ernährungswissenschaft, die Ihnen bei der Wahl der Lebensmittel weiterhelfen. Geben Sie Ihrem Darm auf jeden Fall ein paar Tage Zeit sich zu erholen und entlasten Sie ihn mit individueller Schonkost.

Nahrungsmittel, die sich bei Durchfall besonders eignen:

  • Reis(schleim)
  • Kartoffelbrei
  • gekochte oder geriebene Möhren
  • Bananen
  • geriebener Apfel oder Apfelmus
  • Zwieback

Gut verträgliche Getränke:

  • stilles Wasser
  • milde Saftschorlen (Karotte, Johannisbeere)
  • verschiedene Kräutertees (beispielsweise aus Kamille oder Eichenrinde)
  • Hühner- und Gemüsebrühe

Erste-Hilfe-Tee bei akutem Durchfall

Am ersten Tag des Durchfalls hilft eine Entlastung des Verdauungssystems. Trinken Sie immer wieder über den Tag verteilt warmen Tee mit etwas Traubenzucker und einer Prise Salz. So ersetzen Sie gleichzeitig Flüssigkeit und Elektrolyte (Mineralstoffe) wie Kalium oder Natrium, die mit dem Durchfall verloren gingen. Je nach persönlichem Geschmack eignet sich schwarzer Tee oder Kamillentee als Ersthilfe-Hausmittel bei Durchfall am besten.

Tipp: Elektrolytlösung selbst herstellen

Bei Durchfall droht immer die Gefahr eines Salz- und Flüssigkeitsverlustes. Wirken Sie diesem entgegen, indem Sie fertige Elektrolytlösungen in der Apotheke kaufen oder die Lösung einfach selbst mischen. Hierfür benötigen Sie:

  • 1 Liter Wasser (abgekocht)
  • 1 Teelöffel Kochsalz
  • 1 Teelöffel Backpulver
  • 10 Teelöffel (Trauben-)Zucker
  • 1 Glas Fruchtsaft
  • 1 zerdrückte Banane3

Verrühren Sie alle Zutaten und nehmen Sie die Flüssigkeit mehrmals über den Tag verteilt zu sich.

Sollte Ihr Kind an Durchfall leiden, gilt hier ebenfalls: viel trinken. Die Menge an Flüssigkeiten und Salzen ist jedoch abhängig vom Alter:

  • Gestillte Säuglinge sollten weiterhin Muttermilch erhalten.
  • Babys, die nicht gestillt werden, sollten 6 bis 8 Stunden lang statt der Flaschenmilch dünnen Fenchel- oder Kamillentee mit einer Prise Salz und 1 Teelöffel Traubenzucker bekommen.
  • Kleinkinder und ältere Kinder sollten hingegen etwa 6 Stunden lang keine feste Nahrung erhalten, sondern nur viel Flüssigkeit aufnehmen. Hierfür bieten sich Fenchel- sowie Kamillentee, aber auch mit Wasser verdünnter Schwarztee an. Pro 100 Milliliter Flüssigkeit geben Sie 1 bis 2 gestrichene Teelöffel Zucker und 1 Prise Salz dazu.4

Durchfall bei Senioren – Dehydrationsgefahr

Viele ältere Menschen trinken oftmals nicht die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen 1,3 Liter täglich.5 Kommt dann noch eine Durchfallerkrankung zur mangelnden Flüssigkeitszufuhr hinzu, droht eine Dehydration (Austrocknung). Je nach Ausmaß kann dies unterschiedliche Folgen haben: So sind Kopfschmerzen und Konzentrationsmangel möglich, in schweren Fällen zieht die Dehydration sogar eine Schädigung der Nieren nach sich.

Reisschleim mit und ohne Zusätze

Eine bewährte Form der Schonkost ist der Reisschleim als Grundlage für eine sogenannte Schleimsuppe. Der Reisschleim unterstützt den Darm bei der Regeneration, belastet nicht und ersetzt ausgeschiedene Salze.

Was bedeutet Schonkost?

Nicht nur bei Durchfall, sondern auch bei anderen Magen-Darm-Beschwerden bietet sich Schonkost an. Doch was genau steckt dahinter? Hier informieren

Reisschleim ist in Pulverform in der Apotheke oder im Drogeriemarkt erhältlich. Alternativ kochen Sie Haferflocken in Wasser mit etwas Salz als Basis für eine Schleimsuppe. Mit folgenden gut verträglichen Zusätzen lässt sich die Suppe je nach Geschmack ein wenig aufpeppen:

  • fettarme Milch
  • etwas Pflanzenöl
  • Gemüse oder Obst (Bananen, Karotten, Birnen, Äpfel)
  • gekochtes mageres Fleisch

Achten Sie immer auf die Verträglichkeit einer neuen Zutat und ergänzen Sie diese von Mahlzeit zu Mahlzeit langsam. Wenn Ihnen ein Nahrungsmittel nicht bekommt, lassen Sie es beim nächsten Mal weg. Halten Sie die Portionen zunächst klein und essen Sie über den Tag verteilt immer wieder etwas, um Magen und Darm nicht zu überfordern.

Geriebener Apfel gegen Durchfall

Geriebener Apfel enthält Pektine (Pflanzenstoffe), die im Darm als Ballaststoffe fungieren. Sie werden nicht verdaut, sondern unverändert wieder ausgeschieden. Das heißt, sie dicken den Stuhl ein und kleiden wie ein dünner Film die Darmwand aus. Die Pektine binden Giftstoffe im Darm und wirken beruhigend auf die überschießenden Darmbewegungen. Der Durchfall wird auf diese Weise gehemmt.

Verwenden Sie fein geriebene Äpfel, kochen Sie Apfelmus oder nehmen Sie ein hoch konzentriertes Extrakt aus der Apotheke oder dem Reformhaus ein. Am besten essen Sie nicht mehr als ein bis zwei Äpfel am Tag – denn viele Menschen vertragen eine höhere Menge aufgrund der enthaltenen Fructose (Fruchtzucker) nicht.6

Hätten Sie’s gewusst?

Besonders sehr reife Äpfel verfügen über einen hohen Anteil an Pektin. Dieses befindet sich übrigens vor allem in der Schale – setzen Sie daher unbedingt auf Bio-Äpfel und essen die Schale mit!

Welche Lebensmittel Sie bei Durchfall besser meiden sollten


Jeder Darm ist anders. Welche Nahrungsmittel im Krankheitsfall vertragen werden, kann sich daher von Mensch zu Mensch unterscheiden. Probieren Sie bei ersten Anzeichen der Besserung vorsichtig aus, was Sie vertragen. Allerdings sollten Sie bei folgenden Speisen zurückhaltend sein, da der angegriffene Darm meist noch keine Extreme (wie zu viel Fett oder scharfe Gewürze) toleriert:

  • sehr fettige Speisen (wie Schweinebraten)
  • frittierte Gerichte (zum Beispiel Pommes)
  • blähendes Gemüse (beispielsweise Zwiebeln oder Kohl)
  • Rohkost (unerhitzte Nahrung, vorrangig Gemüse, Obst und Salate)
  • frische Zitrusfrüchte (unter anderem Orangen und Zitronen)
  • stark temperierte Speisen (sowohl heiß als auch kalt)
  • Kaffee
  • Alkohol und Nikotin
  • scharfe Gewürze (wie Chili)
  • Produkte aus Vollkorn (beispielsweise Nudeln oder Brot)

Salzstangen und Cola gegen Durchfall?

Lange Zeit galten Salzstangen und Cola als ideale Ernährung bei Durchfall – mittlerweile werden sie allerdings nicht mehr empfohlen. Der Grund: Cola enthält einen sehr hohen Zuckeranteil, der dem Körper zusätzlich Wasser entzieht. Salzstangen führen dem Betroffenen zwar sehr viel Natrium zu, aber kaum Kalium. Ein ausgewogenes Verhältnis der beiden Elektrolyte ist jedoch wichtig, um – bei erhöhter Natriumzufuhr – beispielsweise Bluthochdruck, Muskelschwäche oder Reizbarkeit zu vermeiden.

Zurück zur gesunden Vollkost


Je mehr sich die Konsistenz des Stuhlgangs normalisiert, desto freier können Sie sich in der Auswahl Ihrer Nahrungsmittel fühlen. Dennoch sollten Sie Vorsicht walten lassen, denn die Darmschleimhaut regeneriert sich langsam. Bereiten Sie Ihre Mahlzeiten sorgfältig vor und bevorzugen Sie gekochte, gedämpfte oder gedünstete Speisen, bis sich Ihr Darm ganz erholt hat und über einen längeren Zeitraum keine Beschwerden mehr aufgetreten sind.

Bewährte Hausmittel: Die besten Kräutertees bei Durchfall


Tee mit natürlichen Wirkstoffen ist ein uraltes Hausmittel. Pflanzen, die in der Naturheilkunde gegen Durchfall eingesetzt werden, enthalten häufig Gerbstoffe. Diese Wirkstoffe verbinden sich im Körper mit Proteinen (Eiweißen) und bilden eine Schutzschicht auf der Darmschleimhaut. Auf diese Weise entsteht ein entzündungshemmender, beruhigender Effekt und Giftstoffe können nur noch schwer über den Darm in den Körper eindringen.

Gerbstoffreich sind zum Beispiel folgende Tees:

Bei leichtem Durchfall hat sich zudem ein Aufguss aus getrockneten Heidelbeeren bewährt. Die Früchte werden gequetscht und mit 150 Millilitern kaltem Wasser in einen Topf gegeben. Bringen Sie das Ganze zum Sieden. Nach 10 Minuten vom Herd nehmen und abseihen. Sie können mehrmals täglich 1 Tasse frisch zubereiteten Heidelbeerfruchttee trinken.9

Aha!

Wie der Tee zubereitet wird, hängt immer von den verwendeten Pflanzenteilen (Blüten, Blätter, Stängel, Samen, Früchte, Rinden oder Hölzer) ab. In der Apotheke erhalten sie standardisierte Präparate, die auf jeden Fall einen hohen Gehalt an wirksamen Inhaltsstoffen aufweisen. Es gibt zudem Arzneitees (Aufgussgetränke aus Heilpflanzen), die für ein bestimmtes Anwendungsgebiet hergestellt werden, beispielsweise zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden. Informieren Sie sich in der Packungsbeilage oder bei Ihrem Apotheker, ob Sie die Teemischung am besten überbrühen, aufkochen oder kalt ansetzen.

Aber auch andere Heilkräuter haben sich bei Durchfall und weiteren Beschwerden in Magen und Darm als Hausmittel bewährt:

Tipp zum Schluss: Heilerde bei Durchfall

Heilerde ist vielen Menschen von der äußerlichen Anwendung bekannt, zum Beispiel als Kosmetikum oder Heilmittel bei Hauterkrankungen und Gelenkbeschwerden. Sie kann aber auch zur Behandlung von Diarrhö verwendet werden. Der Wirkmechanismus der Heilerde beruht auf der Bindung und Ausscheidung von Giftstoffen, Krankheitserregern und einem Überschuss von Gallensäuren. Nebenbei führt der Naturstoff dem Körper Mineralstoffe zu.

Heilerde erhalten Sie in der Apotheke oder im Drogeriemarkt. Bei der Anwendung beachten Sie die auf der Packung angegebenen Schritte.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren